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Anweiden von Pferden – Schritt für Schritt zur sicheren Weidezeit

Das Anweiden ist ein essenzieller Vorgang, um Pferde nach der Winterzeit schonend und sicher an das frische Weidegras zu gewöhnen.


Pferde auf der Weide
(Quelle: @Wix.com)

Direkt auf die Weide zu gehen, wäre riskant, da frisches Gras – besonders im Frühling – viel Eiweiß und Zucker enthält und das Verdauungssystem von Pferden stark belastet. Ein plötzlicher Weidegang kann zu Hufrehe, Koliken oder Stoffwechselproblemen führen.


In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd verantwortungsbewusst und stressfrei anweiden.


Warum ist Anweiden wichtig?


Pferde sind Pflanzenfresser, deren Verdauungssystem auf eine konstante Nahrungszufuhr aus faserreichem Raufutter, wie Heu oder Gras, angewiesen ist. Wenn Pferde über den Winter meist ausschließlich mit Heu gefüttert wurden, müssen sich Darmflora und Stoffwechsel erst langsam wieder an das nährstoffreiche Gras gewöhnen.


Gras im Frühjahr und Sommer enthält neben mehr Zucker auch viel Eiweiß, was zu Problemen führen kann, wenn das Pferd nicht schrittweise darauf vorbereitet wird.


Wann ist die beste Zeit zum Anweiden?


Das Anweiden erfolgt üblicherweise im Frühjahr, wenn das Gras nach dem Winter wieder zu wachsen beginnt. Die Temperaturen sollten bereits milder sein, um das Graswachstum zu fördern und gleichzeitig zu verhindern, dass das junge Gras noch zu viel Zucker speichert (dies passiert besonders bei kalten Nächten).


Ein günstiger Zeitpunkt zum Starten des Anweidens ist oft Mitte April bis Anfang Mai. Bei milden Frühjahrsmonaten kann auch ein früherer Zeitpunkt geeignet sein. Überwachen Sie das Wetter und passen Sie den Start des Anweidens an die Grasverhältnisse und den Zustand des Pferdes an.


Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Anweiden


Vorbereitung auf das Anweiden


  • Kontrolliertes Zufüttern: Reduzieren Sie die Heuration allmählich, da das Pferd in der Weidezeit weniger Heu benötigt. Eine schrittweise Umstellung erleichtert dem Verdauungssystem die Anpassung.

  • Weidepflege: Achten Sie darauf, dass die Weide gut gepflegt ist. Entfernen Sie giftige Pflanzen und beseitigen Sie mögliche Hindernisse, um Verletzungen zu verhindern.


Langsamer Beginn


  • Kurze Weidezeit am ersten Tag: Lassen Sie Ihr Pferd in den ersten Tagen nur etwa 10 bis 15 Minuten auf die Weide. So kann es sich langsam an die veränderte Nahrung gewöhnen.

  • Steigern Sie die Weidezeit schrittweise: Verlängern Sie die Weidezeit über etwa zwei Wochen täglich um 5 bis 10 Minuten, bis eine halbe Stunde erreicht ist. Beobachten Sie dabei die Reaktion des Pferdes auf das frische Gras.


Kontinuierliches Anpassen der Weidezeit


  • Erhöhen Sie die Zeit langsam: Nach einer Woche kann die Weidezeit auf 30 bis 45 Minuten täglich verlängert werden. Bleiben Sie bei diesem Tempo, um das Risiko von Koliken und Verdauungsstörungen zu verringern.

  • Bis zu zwei Stunden täglich: Wenn das Pferd ohne Probleme zwei Stunden Weidegang verträgt, kann es sukzessive auf längere Zeiträume bis hin zu einem vollen Weidetag vorbereitet werden.


Endgültiger Übergang zur Weidehaltung


  • Volle Weidezeit nach vier bis sechs Wochen: Ab diesem Zeitpunkt sollte das Pferd an einen längeren Weideaufenthalt gewöhnt sein und die meiste Tageszeit auf der Weide verbringen können.

  • Zusätzliche Heufütterung: Manche Pferde brauchen trotz Weidegang weiterhin etwas Heu, um ausreichend Rohfaser zu bekommen und den Verdauungstrakt zu unterstützen.


Tipps zur Kontrolle und Überwachung während der Anweidephase


Gesundheitskontrollen


  • Beobachten Sie den Kot Ihres Pferdes. Veränderungen in Konsistenz oder Häufigkeit können auf Verdauungsprobleme hinweisen.

  • Kontrollieren Sie die Körpertemperatur, da eine plötzliche Erhöhung auf eine beginnende Hufrehe oder eine Kolik hindeuten könnte.

  • Überprüfen Sie regelmäßig die Hufwärme und den Puls. Hufrehe kündigt sich oft durch eine erhöhte Hufwärme und eine stärkere Pulsation an den Beinen an.


Anweiden bei empfindlichen Pferden


  • Übergewichtige und rehegefährdete Pferde: Für reheanfällige Pferde oder Pferde mit Stoffwechselproblemen (z.B. EMS) ist besondere Vorsicht geboten. Begrenzen Sie die Weidezeit stärker und passen Sie die Fütterung entsprechend an.

  • Schutz durch Maulkörbe: Bei besonders gefährdeten Pferden kann ein Fressmaulkorb helfen, die Grasaufnahme zu reduzieren, sodass sie länger auf der Weide bleiben können, ohne große Mengen Gras zu sich zu nehmen.


Zusätzliche Unterstützung für den Darm


  • Ergänzen Sie das Futter während des Anweidens mit darmstärkenden Präparaten wie Hefe oder Präbiotika. Diese Produkte können dabei helfen, das Darmmilieu stabil zu halten und die Verdauung zu fördern.


Häufige Fehler beim Anweiden und wie Sie diese vermeiden


Zu schneller Start


Viele Pferdebesitzer lassen ihre Pferde gleich für eine Stunde oder länger auf die Weide. Diese plötzliche Umstellung kann die Verdauung stark belasten und zu Koliken führen.


Unregelmäßiges Weiden


Stellen Sie einen regelmäßigen Weideplan auf und führen Sie Ihr Pferd täglich auf die Weide. Unregelmäßigkeiten führen oft dazu, dass die Verdauung sich nicht richtig anpasst, was das Risiko für Koliken erhöht.


Vernachlässigung des Raufutters


Bieten Sie weiterhin Heu an, auch wenn das Pferd mehr Gras frisst. Der Rohfaseranteil im Heu ist höher als im frischen Gras und unterstützt die Verdauung. So beugen Sie Verdauungsproblemen vor.


FAQ – Wichtige Fragen zum Anweiden


Wie lange dauert das Anweiden insgesamt?

Je nach Pferd und Gesundheitszustand dauert das Anweiden etwa vier bis sechs Wochen. Manche Pferde brauchen länger, vor allem reheanfällige oder übergewichtige Tiere.


Kann ich mein Pferd auch ohne Anweiden auf die Weide stellen?

Davon wird dringend abgeraten, da die plötzliche Futterumstellung den Darm stark belastet und Koliken oder Hufrehe verursachen kann.


Was tun, wenn mein Pferd auf frisches Gras stark reagiert?

Falls Ihr Pferd empfindlich auf das frische Gras reagiert (z.B. weicher Kot, Magenprobleme), reduzieren Sie die Weidezeit vorübergehend und konsultieren Sie gegebenenfalls einen Tierarzt.


Fazit: Sorgfalt beim Anweiden zahlt sich aus


Ein gut durchgeführtes Anweiden ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Pferdes entscheidend. Durch langsames Anpassen und konsequentes Beobachten können Sie die Risiken minimieren und Ihrem Pferd eine schöne, gesunde Weidezeit ermöglichen.




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