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Bodenarbeit mit Pferden: Vertrauen, Respekt und Kommunikation verbessern

Aktualisiert: 31. Okt. 2024

Die Bodenarbeit ist ein zentrales Element in der Ausbildung und im täglichen Umgang mit Pferden.


Frau führt Pferd
(Quelle: Unsplash)

Bodenarbeit dient nicht nur dazu, die Beziehung zwischen Mensch und Tier zu stärken, sondern auch um dem Pferd wichtige Lektionen in Bezug auf Gehorsam, Respekt und Kommunikation zu vermitteln. Dabei wird – wie der Name schon sagt – die Arbeit nicht im Sattel, sondern vom Boden aus durchgeführt.


Dieser Ratgeber gibt dir einen umfassenden Überblick über die Bodenarbeit mit Pferden, die verschiedenen Techniken und warum sie so wichtig für die Pferdeausbildung ist.


Warum ist Bodenarbeit wichtig?


Bodenarbeit ist ein wertvolles Werkzeug, um die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu verbessern. Sie schafft die Grundlage für ein harmonisches Miteinander, indem Vertrauen und Respekt aufgebaut werden. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:


  • Vertrauen und Sicherheit: Pferde sind Fluchttiere und reagieren häufig instinktiv auf neue oder bedrohliche Situationen. Durch Bodenarbeit lernt das Pferd, dem Menschen zu vertrauen und auf ihn zu hören, was das Sicherheitsgefühl für beide Seiten stärkt.

  • Klare Kommunikation: Bei der Bodenarbeit wird dem Pferd auf ruhige und klare Weise vermittelt, was von ihm erwartet wird. Das Pferd lernt, die Körpersprache und Gesten des Menschen zu deuten, und der Mensch lernt, auf die feinen Signale des Pferdes zu achten.

  • Respekt und Gehorsam: Pferde können durch die richtige Bodenarbeit lernen, den Menschen als ranghöheren Partner zu respektieren, ohne dabei Angst zu haben. Dies ist die Basis für eine respektvolle Zusammenarbeit im Alltag und unter dem Sattel.

  • Körperliche und geistige Gymnastik: Bodenarbeit kann dem Pferd helfen, Bewegungen besser zu koordinieren und es geistig zu fordern. Gerade für junge oder unausgebildete Pferde ist dies eine wichtige Phase der Entwicklung.

  • Lösungsorientiertes Training: Pferde lernen, Herausforderungen am Boden zu bewältigen und auf verschiedene Anforderungen ruhig und konzentriert zu reagieren. Dies bereitet sie auf stressige Situationen vor, wie das Verladen, Tierarztbesuche oder das Reiten in unbekannten Umgebungen.


Grundlagen der Bodenarbeit: Was du beachten solltest


Bevor du mit der Bodenarbeit beginnst, gibt es einige grundlegende Dinge, die du im Hinterkopf behalten solltest:


Die richtige Ausrüstung


Für die Bodenarbeit benötigst du keine komplexe Ausrüstung, aber einige grundlegende Hilfsmittel sind notwendig:


  • Knotenhalfter oder normales Stallhalfter: Ein Knotenhalfter ist besonders hilfreich, da es dem Pferd klare Signale vermittelt und feineres Arbeiten ermöglicht. Eventuell kann auch ein gut sitzender Kappzaum sinnvoll sein.

  • Arbeitsstrick (3-5 Meter): Ein längerer Strick bietet dir mehr Kontrolle und Bewegungsfreiheit.

  • Gerte oder Stick: Diese kannst du zur Unterstützung deiner Körpersprache nutzen, um dem Pferd Richtungs- und Tempowechsel anzuzeigen.


Deine Körpersprache


Pferde reagieren stark auf die Körpersprache des Menschen. Achte darauf, dass du ruhige, klare Bewegungen machst. Deine Körpersprache sollte bestimmt, aber freundlich sein, sodass das Pferd deine Führung akzeptiert, ohne sich bedroht zu fühlen.


Geduld und Konsequenz


Bodenarbeit erfordert viel Geduld. Es ist wichtig, dass du ruhig und konsistent bleibst, selbst wenn das Pferd nicht sofort reagiert. Konsequenz bedeutet auch, dass du klare Regeln setzt und diese beibehältst, ohne zu überfordern oder nachgiebig zu sein.


Wichtige Übungen in der Bodenarbeit


Es gibt viele Übungen, die du mit deinem Pferd am Boden durchführen kannst. Die folgende Liste enthält einige grundlegende Übungen, die das Vertrauen stärken, die Beweglichkeit fördern und dem Pferd wichtige Lektionen beibringen.


Führen


Das Führen des Pferdes am Boden ist eine der grundlegendsten Übungen, die für jede Bodenarbeit wichtig ist. Dabei lernt das Pferd, sich an deiner Seite zu bewegen und auf deine Körpersprache und Signale zu achten.


  • Führen im Schritt: Beginne damit, das Pferd ruhig an deiner Seite zu führen. Achte darauf, dass das Pferd neben dir bleibt und auf Signale wie Tempowechsel oder Richtungswechsel reagiert.

  • Richtungswechsel: Führe das Pferd durch verschiedene Wendungen, z. B. 90-Grad- und 180-Grad-Kehren. Achte darauf, dass das Pferd deiner Körpersprache folgt.

  • Anhalten und Rückwärtsrichten: Übe das kontrollierte Anhalten und Rückwärtsrichten. Dies fördert die Aufmerksamkeit und den Respekt des Pferdes.


Desensibilisierung


Bei der Desensibilisierung geht es darum, das Pferd an verschiedene Reize zu gewöhnen, damit es in stressigen Situationen ruhig bleibt.


  • Touchieren mit der Gerte oder dem Stick: Berühre das Pferd sanft mit der Gerte an verschiedenen Körperstellen, um ihm zu zeigen, dass diese Berührung keine Bedrohung ist.

  • Unterschiedliche Gegenstände: Verwende Decken, Planen, Bälle oder andere Objekte, um das Pferd an ungewöhnliche Geräusche und Bewegungen zu gewöhnen.


Kreisarbeit oder Longieren


Beim Longieren bewegt sich das Pferd in einem Kreis um den Menschen herum. Diese Übung fördert die Koordination und stärkt die Muskulatur.


  • Einfaches Longieren: Lass das Pferd auf einem großen Zirkel um dich herum gehen, zunächst im Schritt, dann im Trab oder Galopp. Nutze deine Körpersprache, um die Geschwindigkeit und Richtung zu beeinflussen.

  • Tempowechsel: Fordere das Pferd auf, zwischen den Gangarten zu wechseln (z.B. von Schritt zu Trab oder Trab zu Galopp) und trainiere Tempounterschiede innerhalb der Gangarten (einfangen - zulegen - einfangen). Dies verbessert die Reaktionsfähigkeit und das Gehorsam.


Seitengänge


Seitengänge sind eine fortgeschrittene Übung, die dem Pferd hilft, seine Balance und Beweglichkeit zu verbessern. Dabei bewegt sich das Pferd seitwärts, wobei es lernt, auf kleinste Signale zu reagieren.


  • Schulterherein: Das Pferd wird leicht schräg nach innen gestellt und bewegt die Schultern zur Seite, während die Hinterhand auf der Bahn bleibt.

  • Travers und Renvers: Diese Übungen fördern ebenfalls die Balance und das Versammeln des Pferdes, indem es lernt, seine Hinterhand bewusst einzusetzen und sich im Körper zu biegen.


Häufige Fehler in der Bodenarbeit


Auch bei der Bodenarbeit können Fehler passieren, die sich negativ auf die Beziehung zwischen Mensch und Pferd auswirken können. Hier sind einige der häufigsten Fehler, die du vermeiden solltest:


  • Zu viel Druck ausüben: Pferde reagieren empfindlich auf Druck. Es ist wichtig, dass du feinfühlig und geduldig arbeitest und das Pferd nicht überforderst.

  • Unklare Signale geben: Pferde benötigen klare, konsistente Signale, um zu verstehen, was von ihnen erwartet wird. Achte darauf, dass du deine Körpersprache bewusst und eindeutig einsetzt.

  • Ungeduldig sein: Fortschritte in der Bodenarbeit erfordern Zeit. Sei geduldig und arbeite Schritt für Schritt, ohne das Pferd zu hetzen oder sofortige Ergebnisse zu erwarten.

  • Unaufmerksamkeit: Achte während der Bodenarbeit immer auf die Reaktionen deines Pferdes. Es ist wichtig, sofort auf Signale wie Unruhe oder Unsicherheit zu reagieren, um das Vertrauen nicht zu verlieren.


Tipps für den Erfolg in der Bodenarbeit


Damit die Bodenarbeit für dich und dein Pferd erfolgreich wird, sind hier einige bewährte Tipps:


  • Regelmäßigkeit: Übe regelmäßig, aber in kurzen, intensiven Einheiten. 10-15 Minuten pro Einheit reichen oft schon aus, um gute Ergebnisse zu erzielen.

  • Positive Verstärkung: Lobe dein Pferd, wenn es etwas richtig gemacht hat, damit es versteht, welche Verhaltensweisen erwünscht sind.

  • Pausen einplanen: Gönne deinem Pferd zwischendurch kleine Pausen, damit es sich erholen kann und nicht überfordert wird.

  • Erfolge feiern: Sei stolz auf kleine Fortschritte und belohne dein Pferd mit Leckerbissen, Streicheleinheiten oder Ruhezeiten, wenn es gut gearbeitet hat.


Fazit


Bodenarbeit ist eine wertvolle Ergänzung im Training und im Umgang mit Pferden. Sie stärkt nicht nur das Vertrauen zwischen Mensch und Tier, sondern fördert auch die körperliche und geistige Fitness des Pferdes.


Ob Anfänger oder fortgeschrittener Reiter – durch Bodenarbeit lernt das Pferd, sich besser zu konzentrieren, respektvoll mit dem Menschen umzugehen und auf feinste Signale zu reagieren. Mit Geduld, Konsequenz und klarer Kommunikation kannst du deinem Pferd wichtige Lektionen beibringen und gleichzeitig eine tiefere Bindung zu ihm aufbauen.

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