Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl: "Ich war wahnsinnig erschöpft" –Offenbarung im Interview
- pferdewelten
- 19. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl gibt Einblicke in die Schattenseiten ihres Erfolgs. In einem RTL-Interview sprach sie über Erschöpfung, Versagensängste und die Herausforderungen, den Alltag nach den Spielen in Paris wiederzufinden.

Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris waren ein Triumph für Jessica von Bredow-Werndl. Mit zwei Goldmedaillen setzte sie ein weiteres Highlight ihrer Karriere und bescherte der deutschen Mannschaft einen unvergesslichen Moment.
Doch hinter dem Erfolg steht auch eine immense Belastung. Im exklusiven Interview mit RTL schildert die Reitsportlerin, wie sie die Zeit nach den Spielen erlebt hat.
Zwischen Goldglanz und Erschöpfung
"Ich war nach Paris wahnsinnig erschöpft und hatte keine Energie mehr. Es hat bis Dezember gedauert, bis ich meinen Alltag wieder einigermaßen zurückhatte", erzählt sie.
Dabei sei die Vorstellung, als Olympiasiegerin auf Wolke sieben zu schweben, oft ein Trugbild: „Die Menschen unterschätzen, wie leer man sich danach fühlen kann.“
Die unterschätzte Belastung für Olympiasieger
Für von Bredow-Werndl war es nicht das erste Mal, dass sie mit den Nachwirkungen eines Olympiasieges zu kämpfen hatte. Nach ihrem Erfolg in Tokio 2021 erlebte sie eine „postolympische Depression“.
Die Erfahrung half ihr zwar, sich diesmal besser darauf vorzubereiten, doch die Erschöpfung war auch nach Paris spürbar:
"Ich wollte danach einfach nur zu Hause bei meinen Kindern und den Pferden sein."
Die Sportlerin erklärt, dass es oft an Kraft für große Emotionen fehle. „So richtig realisiert habe ich immer noch nicht, dass ich wieder Doppel-Olympiasiegerin geworden bin.“
Der Druck vor Paris: Angst als Antrieb
Neben der körperlichen Erschöpfung beschreibt von Bredow-Werndl auch den immensen Druck, der vor den Spielen auf ihr lastete. Drei Jahre war sie ungeschlagen, was sie zur Top-Favoritin machte.
"Ich habe mir die ganzen Artikel, in denen gestanden hat, dass Gold erwartet wird, gar nicht durchgelesen", erinnert sie sich. Doch der Erwartungshaltung konnte sie nicht völlig entkommen: "Auf einer Sportlerehrung sagte jemand ins Mikrofon: 'Wir erwarten Doppel-Gold'. Das war schwer für mich."
Die Angst zu versagen, begleitete sie auch in Paris: "Natürlich habe ich Versagensangst. Jeder Sportler hat die. Aber ich habe gelernt, sie positiv zu nutzen. Sie gibt mir Fokus und Energie."
Mentale Stärke als Schlüssel zum Erfolg
Um den Druck und die Ängste zu bewältigen, arbeitet von Bredow-Werndl seit Jahren an ihrer mentalen Stärke. Meditation, Atemübungen und gezielte Vorbereitung helfen ihr, den optimalen Zustand für den Wettkampf zu erreichen – noch bevor sie mit ihrem Pferd trainiert:
"Das Pferd spiegelt mich. Deshalb ist es wichtig, dass ich vorab meine Übungen mache, um ruhig und fokussiert zu sein."
Ein Weihnachtsfest der Besinnung
Rund vier Monate nach ihrem historischen Erfolg steht für von Bredow-Werndl nun das Weihnachtsfest an. Sie empfindet die besinnliche Zeit als Chance, zur Ruhe zu kommen: "Ich habe mich wieder gefunden und bin in meinem Leben angekommen. Natürlich bin ich sehr dankbar für alles, was ich in diesem Jahr erleben durfte."
Jessica von Bredow-Werndl hat nicht nur ihre sportlichen Ziele erreicht, sondern auch die inneren Kämpfe gemeistert, die mit einem Leben auf höchstem Leistungsniveau einhergehen. Ihr offener Umgang mit den Schattenseiten des Erfolgs inspiriert und macht deutlich: Auch Olympiasiegerinnen sind am Ende des Tages nur Menschen.
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