„Die Kritiker einladen“: Christian Kukuks Botschaft an Reitsport-Gegner
- pferdewelten
- 18. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Christian Kukuk hat 2024 Reitsport-Geschichte geschrieben – mit Olympiagold in Paris und einer starken Performance beim CHI in Genf. Doch anstatt sich auf Erfolgen auszuruhen, spricht der Springreiter Klartext: über die Zukunft des Reitsports, die Kritik von außen und die Verantwortung der Verbände.

Christian Kukuk hat genug von den Vorurteilen gegenüber dem Reitsport. Im Interview mit spring-reiter.de wurde er u.a. gefragt, wie er den Kritikern gegenübersteht, die den Sport abschaffen möchte. Hier reagiert der Goldmedaillengewinner gelassen, aber bestimmt:
„Ich würde die Kritiker am liebsten auf eins unserer Events einladen oder zu uns nach Hause. Viele haben gar keinen Bezug zum Pferd. Wenn sie sehen würden, wie wir unsere Pferde behandeln, würden sie anders darüber denken.“
Für Kukuk ist klar: Pferde können nur dann Höchstleistungen erbringen, wenn sie sich wohlfühlen.
„Das ist wie bei Menschen. Ein Athlet, dem es schlecht geht, wird niemals erfolgreich sein. Es ist unser Leben, alles für das Wohl der Pferde zu tun.“
Olympia als Wendepunkt: Paris als Chance für den Reitsport
Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren für Kukuk ein Meilenstein – nicht nur persönlich, sondern auch für den Reitsport. „Das Event in Paris hatte ein unglaubliches Potenzial für positive Emotionen, egal ob Springreiten, Gelände oder Dressur. Es war Werbung für unseren Sport.“
Doch die Chance, das positive Momentum zu nutzen, sei nicht ausreichend ergriffen worden. „Nach den Spielen ist unser Verband schnell wieder in Deckung gegangen, anstatt das zu nutzen, was auf dem Silbertablett serviert wurde.“ Kukuk fordert mehr Engagement, um den Reitsport in der breiten Masse populär zu machen.
„Negativ-Schlagzeilen dominieren die Wahrnehmung“
Ein Problem, das Kukuk immer wieder auffällt, sind die Negativ-Schlagzeilen im Reitsport. „Das Negative wird sofort aufgeblasen, während das Positive schnell wieder abflacht“, sagt er. Diese Ungleichheit in der Wahrnehmung schadet nicht nur dem Reitsport, sondern auch den Athleten, die für ihre Disziplin brennen.
„Die Welt hat sich sehr ins Negative entwickelt“, erklärt Kukuk. „Menschen ziehen sich lieber an negativen Geschichten hoch, anstatt positive Dinge zu feiern. Dabei sollten wir lernen, nach vorne zu sehen und uns auf das Gute zu konzentrieren.“
„Mehr Präsenz im Fernsehen und in den Medien“
Ein weiteres Manko sieht Kukuk in der unzureichenden medialen Präsenz des Reitsports. „Hier müssen die Presse- und Marketingabteilungen der Verbände aktiver werden. Der Reitsport hat so viel mehr Potenzial, das den Menschen gezeigt werden kann.“
Dabei gehe es nicht nur darum, Wettkämpfe zu übertragen, sondern auch emotionale Geschichten rund um den Reitsport zu erzählen. „Die Bindung zwischen Reiter und Pferd, die Herausforderungen, die wir im Training und Wettkampf erleben, und die Schönheit dieses Sports – all das sind Themen, die Menschen fesseln können, auch wenn sie bislang keinen Bezug zum Reitsport haben“, so Kukuk.
Er betont, wie wichtig es sei, den Sport aus seiner Nische herauszuholen und ihn auf großen Plattformen sichtbarer zu machen. „Warum sollte es keine Prime-Time-Dokumentation oder Serienformate über Reiter und ihre Pferde geben? Solche Formate könnten Begeisterung wecken und neue Zielgruppen erschließen.“
Kukuk ist überzeugt: „Reitsport hat alles, was ein gutes TV-Format braucht – Spannung, Emotionen und atemberaubende Bilder. Es liegt an uns und den Verantwortlichen, dieses Potenzial zu nutzen.“
Ein Appell für die Zukunft des Reitsports
Christian Kukuk hat nicht nur sportlich abgeliefert, sondern auch eine klare Botschaft: Der Reitsport hat das Potenzial, Menschen zu begeistern und positive Emotionen zu wecken. Doch dafür braucht es Engagement – von den Verbänden, den Medien und den Athleten selbst.
„Wir müssen unseren Sport so zeigen, wie er ist: schön, spannend und voller Emotionen. Paris hat gezeigt, wie es geht. Jetzt liegt es an uns, dieses Momentum zu nutzen.“ Kukuks Vision ist eine, die den Reitsport auf ein neues Level heben könnte – wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
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