Darmsanierung beim Pferd: Bedeutung, Vorgehensweise und Tipps
- pferdewelten
- 27. Okt. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Okt. 2024
Eine gesunde Verdauung ist die Grundlage für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit eines Pferdes. Der Darm spielt dabei eine zentrale Rolle, da er nicht nur für die Nährstoffaufnahme zuständig ist, sondern auch eine wichtige Funktion im Immunsystem erfüllt.

Durch Stress, falsche Fütterung, Medikamente wie Antibiotika oder Entzündungen kann das sensible Gleichgewicht der Darmflora jedoch aus dem Lot geraten. In solchen Fällen kann eine Darmsanierung helfen, die Darmgesundheit wiederherzustellen und das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes zu verbessern.
In diesem Ratgeber erfährst du, was eine Darmsanierung ist, wann sie sinnvoll ist, welche Maßnahmen ergriffen werden können und wie du sie optimal durchführen kannst.
Warum ist der Darm für Pferde so wichtig?
Der Darm des Pferdes ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern spielt auch eine zentrale Rolle im Immunsystem. Der größte Teil des Immunsystems sitzt im Darm, weshalb eine gesunde Darmflora die Abwehrkräfte des Pferdes stark beeinflusst. Der Verdauungstrakt des Pferdes besteht hauptsächlich aus dem Dünndarm, dem Blinddarm und dem Dickdarm, wobei vor allem im Dickdarm die mikrobielle Fermentation von Ballaststoffen stattfindet. Eine gesunde Darmflora sorgt dafür, dass Futter optimal verwertet und Nährstoffe aufgenommen werden, während gleichzeitig schädliche Bakterien in Schach gehalten werden.
Ein gestörter Darm kann viele negative Auswirkungen haben, darunter:
Koliken: Verdauungsstörungen, Blähungen und Verstopfungen können zu Koliken führen, einer der häufigsten und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen bei Pferden.
Durchfall: Eine gestörte Darmflora kann zu Durchfällen führen, was auf eine Fehlfunktion des Verdauungssystems hindeutet.
Immunschwäche: Ein geschädigter Darm kann das Immunsystem schwächen und das Pferd anfälliger für Infektionen machen.
Gewichtsverlust und schlechte Futterverwertung: Wenn der Darm nicht richtig funktioniert, kann das Pferd Nährstoffe schlechter aufnehmen, was zu Gewichtsverlust und einem schlechten Allgemeinzustand führen kann.
Wann ist eine Darmsanierung sinnvoll?
Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Darmsanierung beim Pferd angezeigt sein kann:
Nach einer Antibiotikabehandlung: Antibiotika greifen nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Bakterien im Darm an. Nach einer Antibiotikatherapie kann es daher sinnvoll sein, die Darmflora durch eine Darmsanierung wieder aufzubauen.
Nach einer Wurmkur: Wurmkuren können ebenfalls die Darmflora belasten. Auch hier ist eine Darmsanierung empfehlenswert, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Bei Verdauungsproblemen: Häufige Koliken, Durchfälle, Blähungen oder ein insgesamt schlechter Verdauungszustand können Anzeichen für eine gestörte Darmflora sein. Eine Darmsanierung kann helfen, die Verdauung zu normalisieren.
Bei schlechtem Fell oder mangelndem Muskelaufbau: Ein gestörter Darm kann dazu führen, dass das Pferd Nährstoffe nicht richtig aufnimmt. Das äußert sich oft in einem schlechten Fellzustand, Gewichtsverlust oder Problemen beim Muskelaufbau.
Stresssituationen: Situationen wie Transporte, Stallwechsel, Turniere oder intensive Trainingsphasen können den Darm belasten. Hier kann eine prophylaktische Darmsanierung helfen, das Pferd widerstandsfähiger zu machen.
Wie funktioniert eine Darmsanierung?
Die Darmsanierung zielt darauf ab, die natürliche Balance der Darmflora wiederherzustellen, die Darmschleimhaut zu regenerieren und die Verdauungsprozesse zu normalisieren. Der Ablauf einer Darmsanierung kann sich je nach Situation und Pferd unterscheiden, umfasst aber in der Regel folgende Schritte:
Entgiftung und Darmreinigung
Zu Beginn einer Darmsanierung kann es sinnvoll sein, den Darm von Abfallstoffen und schädlichen Bakterien zu befreien. Dafür werden oft pflanzliche Mittel wie Flohsamenschalen oder Heilerde eingesetzt, die dabei helfen, Schlacken, Giftstoffe und alte Darminhalte zu binden und auszuleiten. Flohsamenschalen fördern die Darmbewegung und unterstützen den Abtransport von Stoffwechselrückständen.
Wiederaufbau der Darmflora
Nach der Reinigung des Darms wird die natürliche Darmflora wieder aufgebaut. Hier kommen probiotische Präparate zum Einsatz, die nützliche Bakterien wie Lactobacillen oder Bifidobakterien enthalten. Diese unterstützen den natürlichen Wiederaufbau der Mikrobiota im Darm und helfen dabei, das Gleichgewicht der Bakterienkulturen zu stabilisieren.
Zusätzlich können präbiotische Stoffe wie Inulin oder Oligofruktose gefüttert werden, die als „Futter“ für die nützlichen Bakterien dienen und deren Vermehrung fördern.
Unterstützung der Darmschleimhaut
Eine gesunde Darmschleimhaut ist wichtig, um Nährstoffe richtig aufzunehmen und Krankheitserreger abzuwehren. Hier können Leinsamen, Aloe Vera oder spezielle Präparate mit Glutamin hilfreich sein, die die Schleimhaut pflegen und regenerieren. Leinsamen bildet eine Schleimschicht im Darm, die ihn beruhigt und schützt.
Optimierung der Fütterung
Während und nach einer Darmsanierung ist es besonders wichtig, auf eine schonende und ausgewogene Fütterung zu achten. Hochwertiges Raufutter (Heu) sollte die Grundlage der Ernährung bilden. Kraftfutter sollte reduziert und auf leicht verdauliche Futtermittel umgestellt werden. Heucobs, Mash oder Karotten können beispielsweise sanft zum Darm sein.
Langfristige Stabilisierung
Nach Abschluss der akuten Darmsanierung sollten Maßnahmen ergriffen werden, um den Darm langfristig gesund zu halten. Dazu gehören:
Regelmäßige Fütterung von probiotischen und präbiotischen Ergänzungen: Diese können helfen, das Gleichgewicht der Darmflora zu erhalten, besonders bei Pferden, die zu Verdauungsproblemen neigen.
Vermeidung von Stress: Stress hat großen Einfluss auf die Darmgesundheit. Es ist wichtig, stressige Situationen zu minimieren und für ein ruhiges Umfeld zu sorgen.
Kontrolle der Fütterung: Der Fütterungsplan sollte an die Bedürfnisse des Pferdes angepasst werden, um eine Überlastung des Darms durch schwer verdauliches Futter zu vermeiden.
Welche Produkte können bei der Darmsanierung helfen?
Es gibt eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt, die bei der Darmsanierung eingesetzt werden können. Hier einige der am häufigsten verwendeten:
Probiotika: Produkte, die nützliche Darmbakterien enthalten. Sie helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bekannte Inhaltsstoffe sind Lactobacillen, Enterococcus faecium oder Saccharomyces cerevisiae (Hefen).
Präbiotika: Diese dienen den guten Bakterien als Nahrungsquelle. Beispiele sind Inulin oder Pektin.
Leinsamen oder Leinsamenöl: Diese Produkte fördern die Schleimbildung und beruhigen die Darmschleimhaut.
Flohsamenschalen: Sie helfen bei der Reinigung des Darms und fördern eine gesunde Verdauung.
Heilerde: Heilerde kann dabei helfen, Toxine und schädliche Bakterien zu binden und aus dem Darm zu entfernen.
Mash: Ein leicht verdauliches, warmes Futter, das besonders bei geschwächten Pferden unterstützend wirken kann. Es besteht in der Regel aus Weizenkleie, Leinsamen und weiteren leicht verdaulichen Zutaten.
Tipps für eine erfolgreiche Darmsanierung
Geduld haben: Eine Darmsanierung braucht Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Je nach Zustand des Pferdes kann der Prozess mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Tierarzt konsultieren: Bei schweren Verdauungsproblemen oder langanhaltenden Symptomen sollte ein Tierarzt zurate gezogen werden, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.
Wasserzufuhr sicherstellen: Während der Darmsanierung ist es wichtig, dass das Pferd ausreichend trinkt, um den Abtransport von Abfallstoffen zu unterstützen.
Fütterung langsam umstellen: Veränderungen in der Fütterung sollten immer langsam und schrittweise erfolgen, um den Darm nicht zu überfordern.
Fazit
Eine Darmsanierung kann eine wertvolle Unterstützung für Pferde mit Verdauungsproblemen, nach Antibiotika- oder Wurmbehandlungen und bei allgemeiner Schwäche sein. Sie hilft, die Darmflora wiederherzustellen, die Darmschleimhaut zu regenerieren und die Verdauung zu normalisieren.
Durch gezielte Maßnahmen wie eine angepasste Fütterung, den Einsatz von Probiotika und Präbiotika sowie die Unterstützung der Darmschleimhaut kann das Wohlbefinden und die Gesundheit des Pferdes nachhaltig verbessert werden. Eine gesunde Verdauung ist der Schlüssel zu einem gesunden und leistungsfähigen Pferd.
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