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Durchbruch in der Forschung: Ursache für tödliche Krankheit bei Pferden entdeckt

Ein Meilenstein in der Tiermedizin: Nach über 100 Jahren der Suche haben Wissenschaftler die wahrscheinliche Ursache der Equine Grass Sickness (EGS) identifiziert. Dieser Durchbruch könnte den Weg für neue Behandlungsmöglichkeiten ebnen und viele Pferdeleben retten.

Pferde auf der Weide
(Quelle: @Holly Mandarich / Unsplash)

Equine Grass Sickness (EGS), eine oft tödliche Erkrankung bei Pferden, sorgt seit über einem Jahrhundert für Rätselraten in der Wissenschaft.


Die Krankheit verursacht degenerative Veränderungen in den zentralen und autonomen Nervensystemen der betroffenen Tiere, was oft zu unheilbaren Schäden und einem tragischen Ende führt.


Eine verheerende Krankheit unter der Lupe


Nun haben Forscher der Royal (Dick) School of Veterinary Studies gemeinsam mit Partnern aus Newcastle und Italien eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Die Krankheit wird höchstwahrscheinlich durch ein neurotoxisches Enzym namens Phospholipase A2 verursacht.


Dieses Enzym weist Ähnlichkeiten zu Giftstoffen in Schlangengift auf und wird von Mikroorganismen auf Weiden produziert.


Kälte, Trockenheit und der Ursprung des Giftes


Die Studie legt nahe, dass diese Toxine von Mikroben – möglicherweise Bakterien oder Pilzen – produziert werden, die auf Gras unter kalten und trockenen Bedingungen wachsen. Dies könnte erklären, warum Fälle von EGS oft nach solchen Wetterbedingungen auftreten.


„Wir arbeiten weiterhin daran, die genaue Quelle dieses Neurotoxins zu identifizieren“, erklärt Professor Bruce McGorum, einer der leitenden Forscher.


„Diese Entdeckung könnte den Weg für neue Behandlungsmethoden und verbesserte Diagnostik ebnen.“

Schlüsselerkenntnisse aus der Forschung


Die Studie untersuchte Gewebeproben von betroffenen Pferden und stellte schwerwiegende Veränderungen an den neuromuskulären Verbindungsstellen fest – jenen Stellen, an denen Nerven und Muskeln kommunizieren.


Diese Schäden wurden mit der Aktivität von Phospholipase A2 in Verbindung gebracht. Dieses Enzym ist bekannt dafür, Zellen anzugreifen, und wird auch in einigen Schlangengiften gefunden.


Die Forscher spekulieren, dass Medikamente, die zur Behandlung von Schlangenbiss-Opfern entwickelt werden, eines Tages auch bei Pferden mit EGS helfen könnten.


Ein Wendepunkt für Tiermedizin und Forschung


Die wissenschaftliche Arbeit, die in der renommierten Equine Veterinary Journal veröffentlicht wurde, wird als „Game Changer“ in der Erforschung von EGS angesehen. Professor Scott Pirie, ein weiterer Hauptautor der Studie, betont:


„Diese Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, die kleinsten pathologischen Veränderungen zu analysieren, um die Ursachen von Krankheiten zu verstehen.“

Auch die Mitherausgeberin des Journals, Professorin Celia Marr, äußerte sich begeistert: „Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer Lösung für EGS. Es ist ein Privileg, diese Informationen mit Tierärzten und Pferdebesitzern zu teilen.“


Hoffnung für die Zukunft


Die British Equine Veterinary Association (BEVA) begrüßte den Durchbruch. Lucy Grieve, Projektleiterin der BEVA, erklärte: „Es ist erschütternd, diese Krankheit zu behandeln und die Hoffnungslosigkeit zu erleben, die sie bei Besitzern und Tierärzten hinterlässt. Aber diese Forschung gibt uns Hoffnung, dass wir eines Tages Mittel zur Prävention und Behandlung entwickeln können.“


Die langfristigen Auswirkungen dieser Entdeckung könnten über die Tiermedizin hinausgehen. Das Verständnis dieser Toxine könnte auch neue Wege in der Humanmedizin eröffnen, insbesondere bei der Behandlung von durch Giftstoffen verursachten Nervenschäden.


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