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EU-Parlament diskutiert über Verbot von Kandaren und fragwürdigen Reitmethoden

Der Tierschutz im Reitsport steht auf dem Prüfstand: Ein Vorschlag aus Dänemark fordert radikale Veränderungen, darunter das Verbot von Kandaren und das Reiten hinter der Senkrechten. Die Diskussion hat nun das Europäische Parlament erreicht.

Pferd in Rollkur und mit Schlaufzügel
(Quelle: Wix.com)

Ein brisantes Thema bewegt die Reitsportwelt: Der Dänische Ethikrat für Tierwohl fordert umfassende Änderungen im Umgang mit Pferden im Sport. Eine zentrale Empfehlung aus ihrem Bericht vom 5. Dezember betrifft die Abschaffung der Kandaren-Zäumung sowie das Verbot von Trainingsmethoden wie dem Reiten hinter der Senkrechten. Ziel ist es, das Wohlbefinden der Pferde stärker in den Fokus zu rücken.


Diese Vorschläge haben nicht nur in Dänemark für hitzige Diskussionen gesorgt, sondern nun auch die Aufmerksamkeit des Europäischen Parlaments auf sich gezogen.


Wissenschaftliche Kritik: Schmerzsignale bei Sportpferden


Bereits im März 2023 hatte der Rat angemerkt, dass bei Sportpferden immer wieder Anzeichen von Schmerz und Konfliktverhalten zu beobachten seien. Obwohl einige Organisationen erste Schritte unternommen hätten, reichten diese Maßnahmen laut dem Rat nicht aus, um den Schutz der Pferde zu gewährleisten.


Die Empfehlungen zielen darauf ab, Trainingsmethoden und Ausrüstungen zu überprüfen, die laut Studien oft schwierig korrekt anzuwenden sind und bei falscher Handhabung erhebliches Leid verursachen können. Insbesondere Kandaren und Reitweisen, die das Pferd in unnatürliche Haltungen zwingen, stehen dabei im Fokus.


Komplexität der Umsetzung


Ein Sprecher des Ethikrats räumte ein, dass die Umsetzung solcher Regelungen schwierig sei: „Das ist eine sehr technische und komplexe Angelegenheit.“ Dennoch sah man sich gezwungen, strengere Maßnahmen zu empfehlen.


Der dänische Pferderennsportverband reagierte prompt und untersagte den Einsatz von Zungenbändern, Pelham-Zäumungen und Vierringtrensen, was als Vorstufe zu weitergehenden Verboten gewertet werden könnte.


Reaktionen aus der Reitsportwelt: FEI bleibt skeptisch


Die FEI (Fédération Equestre Internationale), der Weltverband des Pferdesports, äußerte sich kritisch zu den Forderungen. In einer Stellungnahme betonte Präsident Ingmar de Vos, dass die Kandare kein Tierschutzproblem darstelle. Die Haltung der FEI stütze sich auf jahrzehntelange Erfahrungen sowie vorhandene Daten und Ergebnisse.


EU-Parlament diskutiert neue Regeln


Am 12. Dezember führte MEP Niels Fuglsang eine Diskussionsrunde im Europäischen Parlament. Dabei wurde deutlich, dass einige Abgeordnete strengere Vorschriften befürworten. Fuglsang äußerte nach der Debatte:


„Trotz aller Bekundungen der Reitverbände, das Beste für ihre Pferde zu wollen, habe ich leider Antworten vermisst, wie man die noch immer bestehende Kultur mangelnden Tierschutzes in den Griff bekommen will.“

Er plädierte für klare Regelungen: „Ich glaube, dass Gesetze ein Teil der Lösung sind. Die Reitverbände tragen eine enorme Verantwortung, der sie derzeit nicht gerecht werden. Wir brauchen Verbote für veraltete Ausrüstungen, geänderte Bewertungskriterien und verpflichtende Schulungen, um sicherzustellen, dass Pferde im Sport gut behandelt werden.“


Ausblick: Gesetzesvorschläge noch ungewiss


Obwohl der Dänische Ethikrat keine gesetzgebende Macht hat, haben seine Empfehlungen in der Vergangenheit oft zu gesetzlichen Initiativen geführt. Ob und wann die Vorschläge Realität werden, bleibt jedoch unklar.


Für viele Reitsportbegeisterte stellt sich die Frage, ob die Branche auf freiwillige Reformen setzt oder strengere Regulierungen von außen nötig sein werden, um das Wohl der Pferde nachhaltig zu verbessern. Die Diskussion hat gerade erst begonnen, und ihr Ausgang könnte den Reitsport grundlegend verändern.


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