Kleines Pferd, große Geschichte: Die Wiedergeburt des Bhimthadi
- pferdewelten
- 8. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Einst der Stolz der indischen Maratha-Armee, stand das Bhimthadi-Pferd kurz vor dem Verschwinden. Doch eine historische Entscheidung könnte das Blatt für diese robuste, aber lange vernachlässigte Rasse wenden.

Was sich da in einem staubigen Auslauf in Baramati, Maharashtra (Indien), befindet, ist quasi ein Relikt aus vergangenen Zeiten: Ein schwarzer Hengst, eine braune Stute, flankiert von weißen und sandfarbenen Paaren sind darin im Galopp unterwegs.
Mit glänzendem Fell, wehenden Mähnen und kraftvollen Hufen erinnern die Bhimthadi-Pferde an ihre glorreichen Vorfahren, die einst mit der legendären Maratha-Kavallerie die Schlachtfelder beherrschten.
Pferderasse mit bewegter Geschichte
Benannt nach dem Fluss Bhima, in dessen Becken sie gezüchtet wurden, waren die Bhimthadis im 17. und 18. Jahrhundert ein ganz wesentlicher Faktor für den Erfolg des Maratha-Staates in Zentralindien. Diesem wäre es dank seiner berittenen Krieger beinahe gelungen, Weltmachtstatus zu erlangen.
Die Ausdauer der Bhimthadis, ihre Geschwindigkeit und Fähigkeit, schwere Lasten trotz kargen Futters zu tragen, machten sie zu unverzichtbaren Begleitern in den harten Schlachten. Doch mit dem Niedergang des Maratha-Reichs und der Einführung moderner Waffen und ausländischer Pferderassen verblasste ihr Ruhm – und ihre Zahl schrumpfte bedrohlich.
Ein Hoffnungsschimmer
Mit der Anerkennung des Bhimthadi-Pferdes als eigenständige Rasse im Dezember 2023 durch den Indian Council of Agricultural Research (ICAR) begann ein neues Kapitel. Diese Entscheidung, die nach jahrelanger Forschung und DNA-Analysen fiel, könnte der Rasse den Weg zurück ins Rampenlicht ebnen.
Die Hoffnung: bessere Zuchtpraktiken, steigende Zahlen und ein neuer Einsatz im Reitsport sowie bei Ausdauerwettbewerben. Der Mann hinter dieser Bewegung ist Ranjeet Pawar, Gründer der All India Bhimthadi Horse Association.
Seit seiner Kindheit von der Rasse fasziniert, erkannte Pawar früh die drohende Gefahr des Aussterbens. „Wenn wir nichts tun, verschwindet dieses stolze Erbe für immer“, sagt Pawar. Mit Unterstützung von Wissenschaftlern und Organisationen setzte er sich unermüdlich für die Anerkennung der Rasse ein.
Das Bhimthadi-Pferd: Robustheit statt Eleganz
Im Vergleich zu eleganten Rassen wie dem indischen Marwari mag das Bhimthadi-Pferd kleiner und weniger imposant wirken. Doch es ist seine Robustheit, die den Unterschied macht.
Diese Pferde können 80 Kilometer im Galopp zurücklegen, selbst auf schwierigstem Gelände. Ihre breiten Brustkörbe verleihen ihnen enorme Ausdauer, und ihre starken, guten Hufe kommen oft ohne Hufeisen aus.
Historiker und Wissenschaftler vermuten, dass das Bhimthadi-Pferd eine der ursprünglichen Pferderassen Indiens ist, die lange vor dem Eintreffen ausländischer Rassen existierten.
Leider führte der Rückgang des Maratha-Militärs und die Vorliebe der Kolonialherren für größere europäische Pferde dazu, dass die Rasse in Vergessenheit geriet – oft abfällig als „Pony“ bezeichnet.
Wie sie überlebten: Die Hüter eines vergessenen Erbes
Trotz allem blieb das Bhimthadi-Pferd am Leben, dank der Dhangar-Nomaden und lokaler Landwirte, die die Rasse für ihre Vielseitigkeit und Belastbarkeit schätzten. Bei traditionellen Bullock-Cart-Rennen in Maharashtra wurden die Bhimthadis als Leitpferde eingesetzt, um den Bullen die Richtung zu weisen. Auch als Transportmittel für Touristen und Pilger fanden sie eine Nische.
„Diese Pferde sind unglaublich widerstandsfähig und benötigen kaum tierärztliche Versorgung“, schwärmt Sandip Bodage, Präsident der All India Bullock Cart Race Federation.
„Ihr Beitrag zur ländlichen Kultur hat sie über die Jahrhunderte gerettet, auch wenn ihr stolzes Erbe fast vergessen wurde.“
Eine Zukunft voller Möglichkeiten
Mit der Anerkennung als eigenständige Rasse beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Bhimthadi-Pferdes. Farmer und Züchter zeigen wieder Interesse, und Initiativen wie Pferdeshows und Zuchtprogramme schaffen Aufmerksamkeit.
Die einzigartige Kombination aus Robustheit, Ausdauer und geringem Futterbedarf macht die Rasse nicht nur für traditionelle Zwecke, sondern auch für moderne Anwendungen wie Reitsport und Trekking interessant.
Ranjeet Pawar blickt optimistisch in die Zukunft: „Die Bhimthadi-Pferde haben eine reiche Geschichte, die bis zu Chhatrapati Shivaji Maharaj zurückreicht. Es ist an der Zeit, dass sie den Respekt und die Anerkennung erhalten, die sie verdienen.“
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