Kloster Einsiedeln: Pferdehalter werfen Leitung schwere Missstände vor
- pferdewelten
- 30. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Okt. 2024
Die Stimmung im Marstall des weltberühmten Klosters Einsiedeln kocht über: Pferdehalter kündigen en masse, werfen der neuen Leitung Tierquälerei und Inkompetenz vor. Zwei tragische Todesfälle schockieren die Reiterwelt – das Kloster bestreitet jegliche Vorwürfe.

Schweiz. Die Geschichte der Stute Calantura sorgt für Entsetzen. Viel zu mager, geschwächt und vernachlässigt – so fand man das einst stolze Turnierpferd im Tierspital Zürich. Ihr Ende war unvermeidlich, doch bevor sie sterben durfte, musste sie für künstliche Befruchtungen herhalten.
Die Bereiterin Nicole Kuster ist entsetzt: „Calantura war so schwach, sie wollte nur noch sterben. So etwas habe ich in über 30 Jahren nie erlebt.“
Die Stute und ihr Fohlen wurden Mitte April 2023 eingeschläfert, nachdem das Fohlen zu früh geboren wurde. Für viele ist dies nur eines von vielen tragischen Beispielen der Missstände im Marstall.
Der Anfang vom Ende: Wechsel in der Leitung
Seit die langjährige Leiterin Ursi Kälin Anfang 2023 entlassen wurde, hat sich die Atmosphäre im Klosterstall dramatisch verändert. Kälin, die fast 20 Jahre für das Wohl der Pferde gekämpft hatte, war bekannt dafür, auch nachts im Stall zu wachen, um bei Geburten sofort helfen zu können.
„Ihr ging es immer um das Tierwohl“, sagt die ehemalige Pferdebesitzerin Denise Myers. Doch nach Kälin verließen über 20 weitere Pferdebesitzer den Stall – was einst ein Vorzeigebetrieb war, ist heute ein Ort der Enttäuschung.
Verlorenes Vertrauen und zögerliche Reaktionen
Die Geschichten über Vernachlässigung häufen sich. Tanja Fess erinnert sich an eine schmerzhafte Zeit: „Sie haben mein Pferd nicht gefüttert und es vernachlässigt, es magerte stark ab.“ Beschwerden und Warnungen verhallten ungehört.
Als Fess ein Video von einem gefährlichen Eisenstab im Reitviereck schickte, dauerte es Wochen, bis reagiert wurde. „Es scheint, als sei dem Kloster die Gesundheit der Pferde egal“, sagt sie. Der Ex-Stallhelfer Thomas Basenau bestätigt: „Die Tiere mussten oft in ihrem eigenen Mist stehen.“
Schockierende Zustände: Verletzte Pferde im Reitunterricht
Der neue Marstall-Leiter steht zunehmend in der Kritik. Berichte, wonach humpelnde Pferde in den Reitunterricht geschickt wurden, erschüttern. „Sie meinten, es seien ja nur Kinder, die das Pferd nicht stark belasten“, erzählt Basenau fassungslos. Besonders tragisch: Ein Pferd starb an Koliken, während der Nachtwächter im Stall nichts bemerkte.
Das Kloster schweigt – und wirbt mit toten Pferden
Für viele sorgte ein Facebook-Post des Klosters im August 2024 für Kopfschütteln: Mit einem längst verstorbenen Pferd wurde für Reitstunden geworben. Calantura, die bereits 2023 mit ihrem Fohlen gestorben war, wurde als „gesundes“ Aushängeschild präsentiert. „Es ist eine Schande“, sagen ehemalige Pferdebesitzer.
Die Zukunft des Marstalls: Wohin geht die Reise?
Trotz der vielen Kündigungen und heftigen Vorwürfe verteidigt das Kloster die neue Leitung. Marc Dosch, Verwaltungsleiter des Klosters, streitet jegliche Missstände ab und sagt: „Die Anschuldigungen sind haltlos.“
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