Das Körperband beim Pferd: Alles über die Anwendung und Wirkung
- pferdewelten
- 8. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Das Körperband – ein einfaches Hilfsmittel, das in der Pferdewelt zunehmend an Popularität gewinnt.

Beim Körperband (oder der Körperbandage) handelt sich um ein elastisches Band, das strategisch um den Pferdekörper gelegt wird und vielfältige positive Wirkungen auf Haltung, Bewegung und Training haben kann.
Dieser Ratgeber gibt eine Einführung in die Anwendung des Körperbands, seine Wirkung und Tipps zur sicheren und effektiven Nutzung.
Was ist ein Körperband für Pferde?
Das Körperband, auch als „Equiband“ oder „Bauchband“ bekannt, besteht meist aus elastischem Material und wird locker um den Körper des Pferdes gelegt. Es wird entweder als einzelnes Band um die Brust oder den Bauchbereich gelegt oder in zwei Bändern eingesetzt, eines um die Brust und das andere um die Hinterhand.
Die Bänder fördern die Wahrnehmung und verbessern die Körperspannung sowie das Gleichgewicht des Pferdes, da es seine Muskulatur bewusster und koordinierter einsetzt.
Wozu dient ein Körperband?
Das Körperband hilft Pferden, ihre Haltung und Bewegungsabläufe zu verbessern. Die elastische, aber stabile Umhüllung vermittelt dem Pferd ein „Körperbewusstsein“, was vor allem bei Pferden mit Haltungsschwierigkeiten oder nach Verletzungen von Vorteil ist. Es kann gezielt eingesetzt werden, um:
Die Muskulatur zu stimulieren und gezielt aufzubauen,
Die Balance und Koordination zu fördern,
Die Körperwahrnehmung (Propriozeption) zu schulen,
Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern,
und die Schubkraft der Hinterhand zu verbessern.
Gerade bei der Rehabilitation oder im Training von jungen Pferden ist das Körperband eine sanfte Methode, um Muskelgruppen anzusprechen und Bewegungsabläufe zu verbessern.
Die Wirkung des Körperbands
Das Körperband, das vor Jahren durch Linda Tellington-Jones bekannt gemacht wurde, übt sanften Druck auf den Pferdekörper aus und hilft so, das Körperbewusstsein des Tieres zu steigern. Dieser Druck simuliert das Gefühl von Umarmungen oder engen Räumen und hat daher oftmals einen beruhigenden Effekt auf das Pferd.
Das Band fördert zudem die Wahrnehmung bestimmter Muskelgruppen, was dazu führt, dass das Pferd seine Bewegungen bewusster und flüssiger ausführt.
Durch das Körperband:
spürt das Pferd den eigenen Körper besser und entwickelt ein Gefühl für seine Körpermitte.
lernt es, seine Schritte kontrollierter und gezielter zu setzen.
entsteht eine verbesserte Koordination von Vorder- und Hinterhand.
wird die Körperspannung erhöht, was sich positiv auf die Haltung auswirkt.
Für welche Pferde ist das Körperband geeignet?
Das Körperband kann sowohl bei gesunden Pferden als auch in der Rehabilitation von Pferden mit körperlichen Problemen eingesetzt werden. Es ist besonders geeignet für:
Pferde in der Rekonvaleszenz nach Verletzungen oder Operationen,
Pferde mit Haltungsproblemen, wie einer schlechten Rückenmuskulatur oder schiefer Körperhaltung,
Junge Pferde, die an ihre Balance und Koordination herangeführt werden,
Ältere Pferde, die ihre Muskulatur unterstützen und lockern sollen,
Angespannte oder nervöse Pferde, bei denen es zur Beruhigung und Stressminderung beiträgt.
Die individuelle Anwendung sollte auf die Bedürfnisse und das Temperament des jeweiligen Pferdes abgestimmt werden.
Anwendung des Körperbands: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Vorbereitung
Bevor das Band angelegt wird, sollte das Pferd ruhig stehen und sich wohlfühlen. Vermeiden Sie, das Band direkt nach stressigen Situationen oder intensiven Trainingseinheiten anzulegen. Entspannende Umgebungen fördern die Akzeptanz.
Anlegen des Bands
Das Band wird zunächst um den Brustkorb gelegt, ungefähr auf Höhe des Ellenbogens. Es hilft, die Schulterpartie und Vorderhand zu aktivieren und verbessert die Balance und Vorwärtsbewegung.
Dann wird das Band um die Hinterhand geführt, leicht oberhalb des Sprunggelenks, und dann mit dem anderen Ende verbunden. Das Band um die Hinterhand fördert die Schubkraft und stärkt die Rückenmuskulatur.
Wichtig: Das Band sollte nie zu eng sitzen und darf das Pferd in der Bewegung nicht einschränken oder Schmerzen verursachen.
Eingewöhnung
Die meisten Pferde benötigen etwas Zeit, um sich an das Gefühl des Körperbands zu gewöhnen. Beobachten Sie die Reaktionen des Pferdes genau: Geht es unruhig rückwärts oder hebt es den Kopf ungewöhnlich hoch, ist das Band möglicherweise zu straff. Beginnen Sie langsam mit wenigen Minuten und steigern Sie die Tragedauer schrittweise.
Training mit dem Band
Bodenarbeit und Longieren: Lassen Sie das Pferd zu Beginn des Trainings am besten an der Longe oder in ruhigen Bodenarbeitseinheiten das Körperband spüren. Schritt und Trab sind ideal, um erste Anpassungen an das neue Gefühl zu ermöglichen.
Trainingseinheiten unter dem Sattel: Sobald das Pferd sich an das Körperband gewöhnt hat, kann es auch beim Reiten zum Einsatz kommen, um die Muskulatur im Training gezielt zu stärken.
Tipps zur sicheren Anwendung des Körperbands
Prüfen Sie während des Trainings, ob das Band noch korrekt sitzt und dem Pferd nicht zu eng wird. Wenn das Pferd übermäßig gestresst oder unruhig wirkt, unterbrechen Sie die Einheit und überprüfen Sie die Einstellungen. Manche Pferde benötigen mehr Eingewöhnungszeit.
Gewöhnen Sie das Pferd über mehrere Einheiten an das Band und steigern Sie die Dauer allmählich. Zu lange oder intensive Einheiten am Anfang könnten Muskeln überlasten.
Die elastischen Bänder kommen direkt mit dem Fell und Schweiß des Pferdes in Kontakt und sollten daher regelmäßig gereinigt werden, um Hautirritationen zu vermeiden.
Häufige Fehler und wie man sie vermeidet
Zu festes Anlegen: Ein zu festes Band kann die Blutzirkulation einschränken und das Pferd in der Bewegung stören. Das Band sollte locker genug sitzen, um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten, aber auch stabil genug, um leichten Druck auszuüben.
Falsche Positionierung: Die Bänder sollten stets an den richtigen Stellen platziert sein (Brust und Hinterhand). Eine falsche Positionierung kann den Effekt des Bands mindern oder zu Unbehagen führen.
Zu lange Nutzung ohne Pause: Das Körperband ist ein Hilfsmittel und sollte nicht dauerhaft getragen werden. Pausen zwischen den Einheiten verhindern Überlastung und gewährleisten die positive Wirkung.
Vorteile und Grenzen des Körperbands
Vorteile
Verbessert das Körpergefühl und die Balance.
Kann die Muskulatur im Rücken und in der Hinterhand stärken.
Fördert die koordinierte Bewegung und verbessert die Haltung.
Beruhigt das Pferd und löst Verspannungen.
Grenzen
Das Körperband ist ein hilfreiches Trainingsmittel, ersetzt jedoch keine Physiotherapie oder Tierarztbesuche bei ernsthaften Haltungsproblemen oder Verletzungen. Zudem ist es kein „Wundermittel“: Die besten Ergebnisse erzielt man in Kombination mit gezieltem Training, Geduld und einer individuellen Anpassung an die Bedürfnisse des Pferdes.
Fazit: Körperband als effektives Hilfsmittel für ein gesünderes Pferd
Das Körperband ist eine wertvolle Unterstützung im Training und in der Rehabilitation von Pferden. Mit der richtigen Anwendung kann es das Körperbewusstsein des Pferdes fördern, die Bewegungskoordination verbessern und Verspannungen lösen.
Ob in der Bodenarbeit, beim Longieren oder unter dem Sattel – das Körperband ist ein vielseitiges Tool, das Pferd und Reiter bei der Entwicklung einer gesunden Haltung unterstützt.
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