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Die Leber beim Pferd: Das stille Multitalent

Die Leber ist eines der zentralen Organe des Pferdes und übernimmt essenzielle Aufgaben im Stoffwechsel, bei der Entgiftung und bei der Produktion lebenswichtiger Substanzen. Erkrankungen oder Fehlfunktionen der Leber können erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Pferdes haben.

Frau führt Pferd
(Quelle: @Wix.com)

Die Leber ist eines der bedeutendsten Organe im Körper des Pferdes und dennoch oft wenig beachtet – zumindest solange sie reibungslos funktioniert. Dabei übernimmt die Leber eine Vielzahl von lebenswichtigen Aufgaben, die weit über die einfache Entgiftung des Körpers hinausgehen.


Sie ist das zentrale Stoffwechselorgan, ein Speicher für wichtige Nährstoffe und die Fabrik für zahlreiche essenzielle Substanzen wie Eiweiße und Hormone. Ohne eine funktionierende Leber könnte kein Pferd gesund bleiben, geschweige denn Leistung erbringen.


Doch was passiert, wenn die Leber aus dem Gleichgewicht gerät? Erkrankungen der Leber sind beim Pferd oft schleichend und äußern sich erst spät durch Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme. Gerade diese unspezifischen Anzeichen machen es schwierig, Leberprobleme frühzeitig zu erkennen.


Umso wichtiger ist es, die Gesundheit der Leber durch richtige Pflege, artgerechte Ernährung und regelmäßige Kontrollen zu unterstützen. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über die Leber Ihres Pferdes wissen müssen.


Von den faszinierenden Funktionen und der besonderen Anatomie dieses Organs über häufige Erkrankungen und deren Symptome bis hin zu effektiven Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten – dieser Text gibt Ihnen das nötige Wissen an die Hand, um die Leber Ihres Pferdes gesund zu halten und im Ernstfall gezielt handeln zu können.


Die Gesundheit der Leber ist der Schlüssel zu einem langen, vitalen und glücklichen Pferdeleben – und beginnt mit Ihrem Verständnis für dieses einzigartige Organ.


Anatomie und Funktion der Leber beim Pferd


Die Leber des Pferdes ist das größte innere Organ und befindet sich im vorderen Bauchraum. Sie erfüllt vielfältige Aufgaben:


Funktionen der Leber


  • Stoffwechsel: Verarbeitung von Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.

  • Entgiftung: Neutralisierung und Ausscheidung von schädlichen Stoffen wie Ammoniak, Toxinen und Medikamenten.

  • Speicher: Speicherung von Vitaminen (z. B. A, D, E, K) und Spurenelementen (z. B. Eisen, Kupfer).

  • Produktion: Synthese von Galle zur Fettverdauung und Herstellung von Gerinnungsfaktoren sowie Eiweißen wie Albumin.


Besonderheit beim Pferd


Pferde besitzen keinen Gallenblase. Die Gallenflüssigkeit wird kontinuierlich von der Leber in den Darm abgegeben. Dies hat Einfluss auf die Verdauung und die Empfindlichkeit gegenüber fettreicher Nahrung.


Häufige Lebererkrankungen bei Pferden


Lebererkrankungen können schleichend auftreten und anfangs unbemerkt bleiben. Folgende Erkrankungen treten bei Pferden häufig auf:


Leberschäden durch Vergiftungen


Ursachen: Aufnahme von giftigen Pflanzen wie Jakobskreuzkraut, Schimmelpilztoxine in Futter oder ungeeignete Medikamente.

Symptome: Lethargie, Gewichtsverlust, Gelbsucht (Gelbfärbung der Schleimhäute).


Hepatische Lipidose (Fettleber)


Ursachen: Übergewicht, negative Energiebilanz (z. B. durch Hungerphasen).

Symptome: Appetitlosigkeit, Schwäche, neurologische Störungen.


Infektionen und Entzündungen


Ursachen: Viren (z. B. Equines Hepatitis-Virus), Bakterien (z. B. Leptospirose).

Symptome: Fieber, Bauchschmerzen, Kolik-ähnliches Verhalten.


Tumore und Zysten


Ursachen: Selten bei Pferden, meist altersbedingt.

Symptome: Oft symptomlos bis in fortgeschrittene Stadien.


Symptome bei Lebererkrankungen


Die Symptome von Leberproblemen können subtil und unspezifisch sein. Häufige Anzeichen sind:


  • Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit

  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust

  • Gelbfärbung der Augen oder Schleimhäute

  • Verhaltensänderungen (z. B. Apathie, Reizbarkeit)

  • Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Blähungen

  • Kolik-ähnliche Symptome

  • Neurologische Ausfälle (z. B. Zittern, Desorientierung)


Diagnose von Leberproblemen


Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Lebererkrankungen effektiv zu behandeln. Folgende Verfahren kommen zum Einsatz:


Blutuntersuchung


  • Bestimmung von Leberenzymen (z. B. Gamma-Glutamyltransferase [GGT], Aspartat-Aminotransferase [AST]) und Bilirubin.

  • Überprüfung der Gerinnungswerte und des Albuminspiegels.


Ultraschall


Sichtbarmachung von strukturellen Veränderungen wie Zysten, Tumoren oder Verfettung.


Leberbiopsie


Gewebeentnahme zur genauen Diagnose bei unklaren Befunden.


Allgemeine klinische Untersuchung


Überprüfung des Allgemeinzustands, der Schleimhäute und des Körpergewichts.


Behandlung und Pflege bei Leberproblemen


Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Leberprobleme. Allgemeine Ansätze umfassen:


Ernährung


  • Leberfreundliche Diät: Hochwertiges, leicht verdauliches Heu, eventuell getreidefreie Futtermittel.

  • Ergänzungen: Unterstützende Zusätze wie Mariendistel, Artischocke oder Lecithin fördern die Regeneration der Leber.

  • Fettarme Fütterung: Reduktion von fettreichem Futter, da Pferde Fett schlecht verdauen.


Medikamente


  • Entzündungshemmende Mittel: Reduzierung von Entzündungen durch Medikamente wie Kortikosteroide.

  • Leberunterstützende Präparate: Substanzen wie Silymarin (Mariendistel-Extrakt) fördern die Regeneration.

  • Antibiotika: Behandlung bakterieller Infektionen.


Flüssigkeitstherapie


Infusionen bei schweren Fällen zur Unterstützung der Entgiftung und des Flüssigkeitshaushalts.


Prävention von Lebererkrankungen


Vorbeugung ist der beste Weg, um Leberprobleme zu vermeiden. Wichtige Maßnahmen umfassen:


Optimale Fütterung


  • Hochwertiges, schimmel- und giftpflanzenfreies Heu.

  • Vermeidung von abrupten Futterwechseln.


Vergiftungen vermeiden


  • Regelmäßige Kontrolle von Weiden auf giftige Pflanzen.

  • Sorgfältige Lagerung von Futter, um Schimmelbildung zu verhindern.


Regelmäßige Gesundheitskontrollen


  • Blutuntersuchungen bei älteren Pferden oder solchen mit Vorerkrankungen.

  • Impfungen und Wurmkuren gemäß tierärztlicher Empfehlung.


Stressreduktion


Stressarme Haltung und angepasste Belastung fördern die allgemeine Gesundheit.


Fazit


Die Leber spielt eine Schlüsselrolle für die Gesundheit des Pferdes. Regelmäßige Vorsorge, eine artgerechte Haltung und frühzeitiges Erkennen von Symptomen sind entscheidend, um Lebererkrankungen zu vermeiden oder erfolgreich zu behandeln.


Mit der richtigen Pflege und Unterstützung kann die Leber auch nach einer Erkrankung ihre Funktionen weitgehend regenerieren. Konsultieren Sie bei Verdacht auf Probleme stets einen Tierarzt, um eine gezielte Behandlung einzuleiten.


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