Die Leber beim Pferd: Das stille Multitalent
- pferdewelten
- 29. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Die Leber ist eines der zentralen Organe des Pferdes und übernimmt essenzielle Aufgaben im Stoffwechsel, bei der Entgiftung und bei der Produktion lebenswichtiger Substanzen. Erkrankungen oder Fehlfunktionen der Leber können erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Pferdes haben.

Die Leber ist eines der bedeutendsten Organe im Körper des Pferdes und dennoch oft wenig beachtet – zumindest solange sie reibungslos funktioniert. Dabei übernimmt die Leber eine Vielzahl von lebenswichtigen Aufgaben, die weit über die einfache Entgiftung des Körpers hinausgehen.
Sie ist das zentrale Stoffwechselorgan, ein Speicher für wichtige Nährstoffe und die Fabrik für zahlreiche essenzielle Substanzen wie Eiweiße und Hormone. Ohne eine funktionierende Leber könnte kein Pferd gesund bleiben, geschweige denn Leistung erbringen.
Doch was passiert, wenn die Leber aus dem Gleichgewicht gerät? Erkrankungen der Leber sind beim Pferd oft schleichend und äußern sich erst spät durch Symptome wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme. Gerade diese unspezifischen Anzeichen machen es schwierig, Leberprobleme frühzeitig zu erkennen.
Umso wichtiger ist es, die Gesundheit der Leber durch richtige Pflege, artgerechte Ernährung und regelmäßige Kontrollen zu unterstützen. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über die Leber Ihres Pferdes wissen müssen.
Von den faszinierenden Funktionen und der besonderen Anatomie dieses Organs über häufige Erkrankungen und deren Symptome bis hin zu effektiven Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten – dieser Text gibt Ihnen das nötige Wissen an die Hand, um die Leber Ihres Pferdes gesund zu halten und im Ernstfall gezielt handeln zu können.
Die Gesundheit der Leber ist der Schlüssel zu einem langen, vitalen und glücklichen Pferdeleben – und beginnt mit Ihrem Verständnis für dieses einzigartige Organ.
Anatomie und Funktion der Leber beim Pferd
Die Leber des Pferdes ist das größte innere Organ und befindet sich im vorderen Bauchraum. Sie erfüllt vielfältige Aufgaben:
Funktionen der Leber
Stoffwechsel: Verarbeitung von Nährstoffen wie Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.
Entgiftung: Neutralisierung und Ausscheidung von schädlichen Stoffen wie Ammoniak, Toxinen und Medikamenten.
Speicher: Speicherung von Vitaminen (z. B. A, D, E, K) und Spurenelementen (z. B. Eisen, Kupfer).
Produktion: Synthese von Galle zur Fettverdauung und Herstellung von Gerinnungsfaktoren sowie Eiweißen wie Albumin.
Besonderheit beim Pferd
Pferde besitzen keinen Gallenblase. Die Gallenflüssigkeit wird kontinuierlich von der Leber in den Darm abgegeben. Dies hat Einfluss auf die Verdauung und die Empfindlichkeit gegenüber fettreicher Nahrung.
Häufige Lebererkrankungen bei Pferden
Lebererkrankungen können schleichend auftreten und anfangs unbemerkt bleiben. Folgende Erkrankungen treten bei Pferden häufig auf:
Leberschäden durch Vergiftungen
Ursachen: Aufnahme von giftigen Pflanzen wie Jakobskreuzkraut, Schimmelpilztoxine in Futter oder ungeeignete Medikamente.
Symptome: Lethargie, Gewichtsverlust, Gelbsucht (Gelbfärbung der Schleimhäute).
Hepatische Lipidose (Fettleber)
Ursachen: Übergewicht, negative Energiebilanz (z. B. durch Hungerphasen).
Symptome: Appetitlosigkeit, Schwäche, neurologische Störungen.
Infektionen und Entzündungen
Ursachen: Viren (z. B. Equines Hepatitis-Virus), Bakterien (z. B. Leptospirose).
Symptome: Fieber, Bauchschmerzen, Kolik-ähnliches Verhalten.
Tumore und Zysten
Ursachen: Selten bei Pferden, meist altersbedingt.
Symptome: Oft symptomlos bis in fortgeschrittene Stadien.
Symptome bei Lebererkrankungen
Die Symptome von Leberproblemen können subtil und unspezifisch sein. Häufige Anzeichen sind:
Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit
Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Gelbfärbung der Augen oder Schleimhäute
Verhaltensänderungen (z. B. Apathie, Reizbarkeit)
Verdauungsprobleme wie Durchfall oder Blähungen
Kolik-ähnliche Symptome
Neurologische Ausfälle (z. B. Zittern, Desorientierung)
Diagnose von Leberproblemen
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um Lebererkrankungen effektiv zu behandeln. Folgende Verfahren kommen zum Einsatz:
Blutuntersuchung
Bestimmung von Leberenzymen (z. B. Gamma-Glutamyltransferase [GGT], Aspartat-Aminotransferase [AST]) und Bilirubin.
Überprüfung der Gerinnungswerte und des Albuminspiegels.
Ultraschall
Sichtbarmachung von strukturellen Veränderungen wie Zysten, Tumoren oder Verfettung.
Leberbiopsie
Gewebeentnahme zur genauen Diagnose bei unklaren Befunden.
Allgemeine klinische Untersuchung
Überprüfung des Allgemeinzustands, der Schleimhäute und des Körpergewichts.
Behandlung und Pflege bei Leberproblemen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Leberprobleme. Allgemeine Ansätze umfassen:
Ernährung
Leberfreundliche Diät: Hochwertiges, leicht verdauliches Heu, eventuell getreidefreie Futtermittel.
Ergänzungen: Unterstützende Zusätze wie Mariendistel, Artischocke oder Lecithin fördern die Regeneration der Leber.
Fettarme Fütterung: Reduktion von fettreichem Futter, da Pferde Fett schlecht verdauen.
Medikamente
Entzündungshemmende Mittel: Reduzierung von Entzündungen durch Medikamente wie Kortikosteroide.
Leberunterstützende Präparate: Substanzen wie Silymarin (Mariendistel-Extrakt) fördern die Regeneration.
Antibiotika: Behandlung bakterieller Infektionen.
Flüssigkeitstherapie
Infusionen bei schweren Fällen zur Unterstützung der Entgiftung und des Flüssigkeitshaushalts.
Prävention von Lebererkrankungen
Vorbeugung ist der beste Weg, um Leberprobleme zu vermeiden. Wichtige Maßnahmen umfassen:
Optimale Fütterung
Hochwertiges, schimmel- und giftpflanzenfreies Heu.
Vermeidung von abrupten Futterwechseln.
Vergiftungen vermeiden
Regelmäßige Kontrolle von Weiden auf giftige Pflanzen.
Sorgfältige Lagerung von Futter, um Schimmelbildung zu verhindern.
Regelmäßige Gesundheitskontrollen
Blutuntersuchungen bei älteren Pferden oder solchen mit Vorerkrankungen.
Impfungen und Wurmkuren gemäß tierärztlicher Empfehlung.
Stressreduktion
Stressarme Haltung und angepasste Belastung fördern die allgemeine Gesundheit.
Fazit
Die Leber spielt eine Schlüsselrolle für die Gesundheit des Pferdes. Regelmäßige Vorsorge, eine artgerechte Haltung und frühzeitiges Erkennen von Symptomen sind entscheidend, um Lebererkrankungen zu vermeiden oder erfolgreich zu behandeln.
Mit der richtigen Pflege und Unterstützung kann die Leber auch nach einer Erkrankung ihre Funktionen weitgehend regenerieren. Konsultieren Sie bei Verdacht auf Probleme stets einen Tierarzt, um eine gezielte Behandlung einzuleiten.
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