top of page

Magengeschwür beim Pferd – Ursachen, Symptome, Vorbeugung und Behandlung

Aktualisiert: 31. Okt. 2024

Magengeschwüre sind eine häufige und ernste Erkrankung bei Pferden, die oft unentdeckt bleibt, bis sie bereits weit fortgeschritten ist.


Pferd kaut und leckt
(Quelle: @Seth Fink / Unsplash)

Besonders Pferde im Sport, bei intensiver Arbeit oder unter Stress sind gefährdet, ein Magengeschwür zu entwickeln. Die Folgen können erheblich sein: von vermindertem Wohlbefinden bis hin zu schweren gesundheitlichen Problemen. In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige über Magengeschwüre bei Pferden, von den Ursachen über die Symptome bis hin zu wirksamen Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.

 

Was ist ein Magengeschwür beim Pferd?

 

Ein Magengeschwür ist eine Schädigung der Magenschleimhaut, die durch eine Überproduktion von Magensäure und deren Einwirkung auf die empfindlichen Bereiche des Magens entsteht. Pferde produzieren kontinuierlich Magensäure, da sie als Dauerfresser konzipiert sind und normalerweise den ganzen Tag über kleine Mengen an Nahrung aufnehmen.


Wenn jedoch zu viel Magensäure im Magen vorhanden ist oder der Schutz der Magenschleimhaut beeinträchtigt wird, kann es zu Geschwüren kommen.

 

Es gibt zwei Hauptformen von Magengeschwüren beim Pferd:


  1. Squamöse Magengeschwüre (in der oberen Region des Magens): Diese treten häufiger auf, da der obere Teil des Magens weniger gegen Säure geschützt ist.

  2. Glanduläre Magengeschwüre (in der unteren Region des Magens): Diese sind seltener und betreffen die drüsenbildende Region des Magens, die normalerweise besser gegen Säure geschützt ist.

 

Ursachen von Magengeschwüren beim Pferd

 

Magengeschwüre beim Pferd können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Zu den häufigsten Ursachen zählen:

 

Fütterung


  • Fütterungspausen und zu wenig Raufutter: Pferde sind darauf ausgelegt, den ganzen Tag über kleine Mengen Futter aufzunehmen. Lange Fresspausen führen zu einer übermäßigen Ansammlung von Magensäure, die die Schleimhäute angreifen kann.

  • Zu viel Kraftfutter: Starke Kraftfuttergaben ohne ausreichendes Raufutter erhöhen das Risiko von Magengeschwüren, da sie den Säuregehalt im Magen erhöhen.

  • Schlechte Futterqualität: Schlechtes Heu oder schimmeliges Futter können die Magenschleimhaut reizen und so die Entstehung von Geschwüren begünstigen.

 

Stress


Stress ist eine der Hauptursachen für Magengeschwüre bei Pferden. Stress kann auf unterschiedliche Weise entstehen:


  • Turnierstress: Pferde, die regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen, sind häufig gestresst durch Reisen, fremde Umgebungen und intensives Training.

  • Stallhaltung: Pferde, die viel Zeit in der Box verbringen, haben oft Stress, insbesondere wenn sie wenig Sozialkontakt und wenig Bewegung haben.

  • Falscher Umgang: Unsicherheiten und Angst im Umgang mit Menschen oder anderen Pferden können ebenfalls Stress verursachen.

 

Medikamente


Die langfristige Verabreichung von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) wie Phenylbutazon kann die Magenschleimhaut angreifen und die Bildung von Geschwüren begünstigen. Diese Medikamente hemmen die Produktion von schützenden Substanzen in der Magenschleimhaut.

 

Intensives Training


Starkes Training führt zu einer erhöhten Produktion von Magensäure, die bei leerem Magen den empfindlichen oberen Teil des Magens schädigen kann. Zudem verlagert sich während der Bewegung der Mageninhalt, was die Schleimhaut weiter belasten kann.

 

Infektionen


In seltenen Fällen können Infektionen, insbesondere mit bestimmten Bakterien wie Helicobacter pylori, eine Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren spielen.

 

Symptome von Magengeschwüren beim Pferd

 

Magengeschwüre können sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern, die jedoch oft unspezifisch sind und auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Es ist wichtig, auf Anzeichen zu achten, die auf ein Magengeschwür hindeuten könnten:

 

  • Appetitlosigkeit oder Fressunlust: Pferde mit Magengeschwüren fressen oft langsamer, verweigern Kraftfutter oder hören plötzlich auf zu fressen.

  • Leistungsverlust: Pferde mit Magengeschwüren wirken oft lustlos, haben keine Energie und zeigen eine verminderte Leistungsbereitschaft.

  • Gewichtsverlust: Unbehandelte Magengeschwüre führen häufig zu einem fortschreitenden Gewichtsverlust.

  • Kolikanzeichen: Wiederkehrende, leichte Koliksymptome, wie Unruhe, Wälzen oder Scharren, können auf Magengeschwüre hindeuten.

  • Zähneknirschen: Pferde mit Magenschmerzen zeigen manchmal auffälliges Zähneknirschen.

  • Unwilligkeit beim Satteln: Druck auf den Bauch oder Rücken, etwa beim Satteln, wird häufig als unangenehm empfunden, was sich in Unwilligkeit, Beißen oder Treten äußern kann.

  • Durchfall oder Kotveränderungen: Einige Pferde mit Magengeschwüren zeigen Verdauungsprobleme, wie breiigen oder ungeformten Kot.

 

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Pferde alle Symptome zeigen. Einige Pferde zeigen möglicherweise nur sehr subtile Veränderungen im Verhalten oder Fressverhalten.

 

Diagnose von Magengeschwüren beim Pferd

 

Die Diagnose von Magengeschwüren erfolgt in der Regel durch eine Gastroskopie, bei der der Magen des Pferdes mit einem Endoskop untersucht wird. Dies ist das einzige Verfahren, das eine eindeutige Diagnose ermöglicht, da damit die Schleimhaut des Magens direkt betrachtet werden kann.

 

Eine Gastroskopie erfordert, dass das Pferd für etwa 12 bis 16 Stunden nüchtern ist, damit der Magen leer ist und die Magenschleimhaut gut sichtbar wird. Der Eingriff wird in der Regel unter Sedierung durchgeführt und ist für das Pferd schmerzfrei.

 

Behandlung von Magengeschwüren beim Pferd

 

Die Behandlung von Magengeschwüren zielt darauf ab, die Magensäureproduktion zu reduzieren, die Magenschleimhaut zu schützen und die Heilung der Geschwüre zu fördern. Die Therapie umfasst sowohl medikamentöse als auch fütterungstechnische und managementbezogene Maßnahmen.

 

Medikamentöse Behandlung


  • Protonenpumpenhemmer (Omeprazol): Omeprazol ist das gängigste Medikament zur Behandlung von Magengeschwüren bei Pferden. Es hemmt die Magensäureproduktion und gibt der Magenschleimhaut Zeit, sich zu erholen.

  • Antazida: Diese Medikamente neutralisieren die Magensäure und verringern so die Säurebelastung des Magens.

  • Schleimhautschützer (Sucralfat): Dieses Medikament bildet eine Schutzschicht über den geschädigten Bereichen der Magenschleimhaut und unterstützt die Heilung.

 

Fütterungsmanagement


Eine der wichtigsten Maßnahmen bei der Behandlung und Vorbeugung von Magengeschwüren ist eine angepasste Fütterung:


  • Regelmäßige Raufuttergabe: Pferde sollten rund um die Uhr Zugang zu Heu oder Gras haben. Dadurch wird die Magensäure kontinuierlich durch die Futteraufnahme neutralisiert.

  • Reduzierung von Kraftfutter: Kraftfutter sollte möglichst reduziert oder in kleine, häufige Mahlzeiten aufgeteilt werden, um die Magensäureproduktion nicht zu stark anzuregen.

  • Öle und puffernde Futtermittel: Die Zugabe von pflanzlichen Ölen, wie Lein- oder Rapsöl, kann die Magenschleimhaut schützen. Auch puffernde Futtermittel, wie Heucobs oder Luzerne, sind sinnvoll.

 

Stressmanagement


  • Sozialkontakte: Pferde sollten ausreichend Sozialkontakt zu anderen Pferden haben, um Stress zu reduzieren.

  • Ausreichend Bewegung: Täglicher Weidegang oder freier Auslauf sind wichtig, um Stress abzubauen.

  • Vermeidung von Überbelastung: Ein intensives Trainingspensum sollte vermieden werden, besonders bei Pferden, die anfällig für Magengeschwüre sind. Stattdessen sind ein ausgewogenes Training und regelmäßige Pausen wichtig.

 

Vorbeugung von Magengeschwüren beim Pferd

 

Die Vorbeugung von Magengeschwüren basiert vor allem auf einem optimalen Fütterungs- und Haltungsmanagement. Einige wichtige Maßnahmen zur Vorbeugung sind:

 

  • Kontinuierliche Fütterung: Achte darauf, dass dein Pferd immer Zugang zu Raufutter hat, um die Magensäure durch ständige Nahrungsaufnahme zu binden.

  • Kraftfutter reduzieren: Reduziere Kraftfutter auf das Notwendige und teile es auf mehrere kleine Portionen am Tag auf.

  • Stress vermeiden: Schaffe eine stressfreie Umgebung für dein Pferd, mit ausreichend Sozialkontakt und regelmäßiger Bewegung.

 

Trainingseinheiten sollten ausgeglichen und an den Fitnesszustand des Pferdes angepasst sein.


Prophylaktische Behandlung bei Risikopferden: Bei Pferden, die häufig unter Stress stehen oder aus anderen Gründen gefährdet sind, kann eine prophylaktische Gabe von Magensäurehemmern in Absprache mit dem Tierarzt sinnvoll sein.

 

Fazit

 

Magengeschwüre sind ein ernstes Problem bei Pferden, das durch falsches Fütterungs- und Haltungsmanagement, Stress und medikamentöse Behandlungen begünstigt wird. Durch eine gezielte Anpassung der Fütterung, das Management von Stressfaktoren und die frühzeitige Erkennung von Symptomen können Magengeschwüre jedoch gut behandelt und auch vorgebeugt werden.


Eine enge Zusammenarbeit mit dem Tierarzt und die regelmäßige Überprüfung des Gesundheitszustands des Pferdes sind entscheidend, um die Lebensqualität deines Pferdes zu sichern und schwerwiegende Folgen zu verhindern.

Komentáře


bottom of page