Gerade mal Ponymaß: Mittelalterliche Kriegspferde waren erstaunlich klein
- pferdewelten
- 4. Dez. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Von wegen mächtige Riesen auf Hufen! Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, wie groß bzw. klein die legendären Streitrösser tatsächlich waren.

Die Vorstellung von mittelalterlichen Kriegspferden als massive, kraftvolle Riesen wird durch neue Forschung widerlegt: Viele dieser Pferde waren tatsächlich nicht größer als heutige Ponys.
Eine Studie von fünf britischen Universitäten zeigt, dass mittelalterliche Kriegspferde häufig weniger als 1,44 Meter groß waren – deutlich kleiner, als populäre Darstellungen suggerieren.
Mythos Shire Horse
Filme und Medien zeigen oft beeindruckend große Pferde, vergleichbar mit heutigen Shire Horses, die bis zu 18 Hände (ca. 1,83 Meter) erreichen. Doch laut den Forschern war dies eine Ausnahme. Pferde von 15 Händen (1,52 Meter) galten im Mittelalter bereits als groß und waren äußerst selten.
Die geringe Größe der Pferde war kein Zufall. Prof. Alan Outram von der Universität Exeter erklärt:
„Die Zucht in den königlichen Gestüten konzentrierte sich nicht nur auf die Größe, sondern auch auf das Temperament und die körperlichen Merkmale, die für den Kriegseinsatz entscheidend waren.“
Langlebigkeit, Ausdauer und die Fähigkeit, lange Raubzüge zu überstehen, standen im Vordergrund.
Größtes Datenset von Pferdeknochen analysiert
Das Forschungsteam analysierte das bislang umfangreichste Datenset englischer Pferdeknochen aus 171 archäologischen Fundstätten, die aus der Zeit zwischen 300 und 1650 n. Chr. stammen.
Dabei zeigte sich, dass die Auswahl von Kriegspferden durch eine Kombination aus biologischen, kulturellen und verhaltensbezogenen Faktoren beeinflusst wurde.
Die Hand als Maßeinheit
Ein interessanter Aspekt: Die heute gebräuchliche Maßeinheit für Pferde, die Hand, wurde von König Heinrich VIII. als 4 Zoll (10,16 cm) festgelegt. Sie misst die Höhe eines Pferdes vom Boden bis zum Widerrist, also dem höchsten Punkt der Schultern.
Bedeutung der Forschung
Die Studie, veröffentlicht im International Journal of Osteoarchaeology und finanziert vom Arts and Humanities Research Council, zeigt, wie vielschichtig die Anforderungen an mittelalterliche Kriegspferde waren. Neben der biologischen Beschaffenheit spielte auch ihr Verhalten eine entscheidende Rolle.
Diese neuen Erkenntnisse bieten nicht nur eine realistischere Perspektive auf mittelalterliche Kriegspferde, sondern fordern auch ein Umdenken in der populären Darstellung.
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