Die Nasenbremse für Pferde – Anwendung, Wirkung und ethische Aspekte
- pferdewelten
- 10. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Die Nasenbremse ist ein traditionelles Hilfsmittel im Umgang mit Pferden, das dazu dient, das Pferd in stressigen oder schmerzhaften Situationen zu beruhigen.

Durch den gezielten Druck auf die Nase des Pferdes kann dieses Instrument das Tier ruhigstellen. Doch obwohl die Nasenbremse häufig in der Tiermedizin und im Stallalltag zum Einsatz kommt, ist sie nicht unumstritten.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie die Nasenbremse funktioniert, wann ihr Einsatz sinnvoll sein kann und welche Alternativen es gibt.
Was ist eine Nasenbremse und wie funktioniert sie?
Die Nasenbremse besteht typischerweise aus einem Griff und einer Schlaufe, die aus Seil, Kordel oder Leder gefertigt ist. Der Griff ist meist aus Holz oder Metall und dient dazu, die Schlaufe eng um die Oberlippe des Pferdes zu legen.
Indem die Nasenbremse leicht gedreht wird, zieht sich die Schlaufe zusammen und übt Druck auf die empfindliche Oberlippe des Pferdes aus.
Wirkung der Nasenbremse
Der Druck, den die Nasenbremse auf die Oberlippe ausübt, sorgt für eine Ausschüttung von Endorphinen. Diese körpereigenen Hormone wirken beruhigend und schmerzstillend.
Diese Beruhigung hält für die Dauer des Anlegens an und ermöglicht es, das Pferd bei der Durchführung medizinischer oder anderer Behandlungen ruhig zu halten.
Einsatzgebiete der Nasenbremse
Die Nasenbremse kommt besonders in Situationen zum Einsatz, in denen Pferde sehr unruhig oder ängstlich sind und ruhiges Verhalten erforderlich ist. Beispiele für Einsatzgebiete sind:
Medizinische Behandlungen: Bei Untersuchungen, Spritzen, Verbandswechsel oder anderen Behandlungen, die das Pferd beunruhigen könnten.
Hufpflege und Beschlagen: Für Pferde, die Schwierigkeiten beim Hufschmied zeigen, kann die Nasenbremse helfen, das Tier ruhig zu halten.
Verladen und Transportieren: Bei nervösen Pferden, die Schwierigkeiten beim Verladen zeigen, kann die Nasenbremse beruhigend wirken.
Achtung:
Die Nasenbremse sollte immer nur für kurze Zeit (meist maximal 10-15 Minuten) und unter ständiger Aufsicht angewendet werden, da zu langer Druck auf die Oberlippe des Pferdes Schmerzen verursachen und zu Gewebeschäden führen kann.
Anleitung zur Anwendung der Nasenbremse
Der sachgemäße Umgang mit der Nasenbremse ist entscheidend, um das Pferd möglichst schonend zu beruhigen:
Vorbereitung: Erklären Sie der helfenden Person oder dem Tierarzt, dass Sie die Nasenbremse anwenden möchten, und sorgen Sie dafür, dass das Pferd in einer ruhigen Umgebung steht.
Sanftes Annähern: Nähern Sie sich ruhig dem Kopf des Pferdes und streichen Sie gegebenenfalls beruhigend über die Nase, um Vertrauen zu schaffen.
Positionierung der Nasenbremse: Halten Sie die Nasenbremse sicher in einer Hand und schieben Sie die Schlaufe vorsichtig über die Oberlippe des Pferdes. Achten Sie darauf, dass die Schlaufe nur die Oberlippe umschließt und nicht zu weit auf die Nase rutscht.
Anziehen und Fixieren: Drehen Sie den Griff vorsichtig, bis die Schlaufe sanften Druck auf die Oberlippe ausübt. Der Druck sollte fest genug sein, um eine beruhigende Wirkung zu erzielen, aber keinesfalls schmerzhaft sein.
Beobachtung und Pausen: Halten Sie das Pferd während der Anwendung im Blick und lösen Sie die Nasenbremse nach maximal 10-15 Minuten. Falls notwendig, geben Sie dem Pferd eine kurze Pause und wenden die Nasenbremse danach erneut an.
Vorsichtsmaßnahmen und ethische Überlegungen
Der Einsatz einer Nasenbremse ist mit Verantwortung verbunden und sollte immer behutsam erfolgen:
Vermeiden Sie Schmerzen und Stress: Eine Nasenbremse darf niemals mit Gewalt angezogen werden. Der Druck muss stets moderat bleiben und darf keine Schmerzen verursachen.
Begrenzte Dauer: Die Nasenbremse sollte immer nur für kurze Zeit verwendet werden. Bei längerer Anwendung besteht die Gefahr von Taubheitsgefühlen oder sogar Gewebeschäden an der Oberlippe.
Ruhige Atmosphäre schaffen: Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung und vermeiden Sie unnötige Unruhe oder Stressfaktoren, die das Pferd zusätzlich aufregen könnten.
Alternativen abwägen: Die Nasenbremse sollte nur dann eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen. Insbesondere bei Pferden, die stark auf Druck reagieren, ist Zurückhaltung geboten.
Ethik im Einsatz der Nasenbremse
Die Nasenbremse gilt teilweise als veraltete Methode, da der direkte Druck für das Pferd eine Stressquelle darstellt und die Anwendung für das Pferd als unangenehm empfunden werden kann.
Manche Tierschutzorganisationen plädieren daher dafür, die Nasenbremse nur in absoluten Ausnahmefällen zu verwenden und möglichst sanftere Alternativen in Betracht zu ziehen.
Alternativen zur Nasenbremse
Für Pferde, die sich schwer beruhigen lassen, gibt es Alternativen zur Nasenbremse, die oftmals als pferdefreundlicher empfunden werden:
Sedierung: In besonders stressigen Situationen, etwa bei schweren medizinischen Eingriffen, kann eine tierärztlich überwachte Sedierung sinnvoll sein, um das Pferd zu beruhigen.
Training und Gewöhnung: Durch gezieltes Training können Pferde an verschiedene Stresssituationen (zum Beispiel Tierarztbesuche oder Hufpflege) gewöhnt werden, sodass Beruhigungsmethoden oft gar nicht mehr notwendig sind.
Beruhigende Decken oder Masken: Speziell entwickelte Decken oder Masken mit beruhigender Wirkung können das Pferd ebenfalls in stressigen Situationen unterstützen.
Leckerlis und positiver Zuspruch: Für manche Pferde reicht bereits eine positive Verstärkung in Form von Leckerlis oder ruhigem Zuspruch durch vertraute Personen, um die gewünschte Ruhe zu bewahren.
Fazit: Die Nasenbremse bitte verantwortungsvoll nutzen
Die Nasenbremse kann in bestimmten Situationen eine hilfreiche Möglichkeit sein, ein Pferd kurzfristig ruhig zu stellen. Doch es ist entscheidend, sie achtsam und verantwortungsvoll einzusetzen und immer das Wohl des Tieres im Blick zu behalten. Sie ist kein Ersatz für eine gute Ausbildung und Bindung zwischen Pferd und Mensch, sondern eher ein Hilfsmittel für besonders stressige Momente.
Alternativen wie Beruhigungstraining, Sedierung oder positive Verstärkung sollten immer vorrangig geprüft werden. Wenn die Nasenbremse jedoch richtig angewendet wird und das Tier nicht leidet, kann sie eine effektive, aber kurzzeitige Lösung in bestimmten Situationen bieten.
Comments