Paraffinöl für Pferde
- pferdewelten
- 15. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Paraffinöl ist ein bewährtes Mittel, das seit vielen Jahren in der Pferdemedizin eingesetzt wird, insbesondere zur Behandlung von Verdauungsproblemen. Es kann helfen, Verstopfungen zu lösen, Sand aus dem Darm zu entfernen und die Passage von Fremdkörpern zu erleichtern. Doch so effektiv Paraffinöl auch sein kann, sein Einsatz erfordert genaue Kenntnisse und ein bedachtes Vorgehen. Falsche Dosierung oder Anwendung birgt Risiken für das Tier, die nicht unterschätzt werden sollten.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Paraffinöl wirkt, wann es sinnvoll ist, welche Vorteile und Risiken es birgt und wie Sie es korrekt anwenden.
Darüber hinaus beleuchten wir Alternativen, die ebenfalls zur Pflege und Gesundheit des Verdauungstraktes Ihres Pferdes beitragen können. Ziel ist es, Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten, damit Sie das Beste für Ihr Pferd tun können.
Was ist Paraffinöl?
Paraffinöl ist ein gereinigtes Mineralöl, das aus Erdöl gewonnen wird. Es ist farb- und geruchlos und wird sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin eingesetzt.
Aufgrund seiner Eigenschaften wird es in der Pferdemedizin hauptsächlich als Gleitmittel im Verdauungstrakt genutzt, um den Transport von unerwünschten Substanzen wie Sand oder Kot zu erleichtern.
Eigenschaften von Paraffinöl:
Neutraler Geschmack und Geruch.
Nicht resorbierbar: Es wird unverändert wieder ausgeschieden.
Schmierender Effekt, der die Darmwand schützt und die Passage erleichtert.
Wann wird Paraffinöl eingesetzt?
Paraffinöl wird vor allem bei spezifischen Verdauungsproblemen eingesetzt. Dazu gehören:
Sandkolik
Pferde, die auf sandigen Böden weiden oder Heu direkt vom Boden fressen, nehmen oft Sand auf. Dieser kann sich im Darm ansammeln und zu Koliken führen. Paraffinöl hilft, den Sand aus dem Verdauungstrakt zu transportieren.
Verstopfungskolik
Bei einer Verstopfung erleichtert Paraffinöl die Passage von verhärtetem Kot und reduziert das Risiko weiterer Komplikationen.
Fremdkörper im Verdauungstrakt
Wenn Pferde nicht-verdauliche Gegenstände aufgenommen haben, kann Paraffinöl helfen, diese sicherer auszuscheiden.
Vorbeugung bei anfälligen Pferden
Pferde mit einer Vorgeschichte von Sandkoliken oder Verstopfungen können vorbeugend behandelt werden, insbesondere in kritischen Phasen wie der Winterfütterung.
Wie wird Paraffinöl angewendet?
Dosierung
Die genaue Menge hängt vom Gewicht und der Größe des Pferdes sowie der Schwere des Problems ab.
Eine typische Dosis liegt bei 500 ml bis 1 Liter für ein ausgewachsenes Pferd.
Verabreichung
Nasenschlundsonde: Paraffinöl wird meist mit einer Nasenschlundsonde direkt in den Magen des Pferdes eingebracht, um sicherzustellen, dass es nicht in die Atemwege gelangt.
Futterzugabe: In manchen Fällen kann es dem Futter beigemischt werden, dies ist jedoch weniger effektiv und birgt ein höheres Risiko, dass das Pferd es nicht aufnimmt.
Wiederholung
In der Regel erfolgt die Verabreichung einmalig. Bei Bedarf kann die Behandlung jedoch nach einigen Stunden oder Tagen wiederholt werden, immer unter tierärztlicher Aufsicht.
Vorteile von Paraffinöl
Effektive Lösung bei Verstopfungen: Paraffinöl ist bewährt bei der Behandlung von Darmverschlüssen und Koliken.
Schonend: Es wirkt mechanisch und wird nicht vom Körper aufgenommen, was die Belastung für das Pferd minimiert.
Schnelle Wirkung: In vielen Fällen zeigt Paraffinöl innerhalb weniger Stunden Wirkung.
Risiken und Vorsichtsmaßnahmen
Aspirationsgefahr
Wenn Paraffinöl in die Atemwege gelangt, kann es eine schwere Lungenentzündung (Lipidpneumonie) verursachen. Deshalb sollte es immer von einem Tierarzt verabreicht werden.
Nicht für Dauergebrauch
Längerer Einsatz kann die normale Darmfunktion beeinträchtigen und den Darm träger machen.
Fehlende Aufnahme von Nährstoffen
Bei übermäßigem Gebrauch kann Paraffinöl die Aufnahme fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K) beeinträchtigen.
Nicht bei akuten Koliken ohne Diagnose
Ohne eine genaue Diagnose kann die Anwendung von Paraffinöl Risiken bergen und die eigentliche Ursache verdecken.
Alternativen zu Paraffinöl
Psyllium (Flohsamenschalen)
Wirkt effektiv bei Sandansammlungen und unterstützt die natürliche Darmreinigung.
Mineralöle mit Zusätzen
Spezielle Produkte kombinieren die Vorteile von Paraffinöl mit weiteren Inhaltsstoffen zur Verbesserung der Darmfunktion.
Elektrolytlösungen
Zur Rehydrierung und Unterstützung der Peristaltik.
Faserreiche Fütterung
Die regelmäßige Gabe von Heu und strukturreichem Futter hilft, Verstopfungen vorzubeugen.
Fazit
Paraffinöl ist ein bewährtes Mittel zur Behandlung von Verdauungsproblemen bei Pferden, insbesondere bei Sand- und Verstopfungskoliken. Es bietet schnelle und effektive Hilfe, sollte jedoch stets unter tierärztlicher Aufsicht angewendet werden, um Risiken zu minimieren.
Die richtige Dosierung und Verabreichung sind entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Für langfristige Prävention und Pflege des Verdauungstrakts sollten jedoch auch alternative Methoden und eine angepasste Fütterung in Betracht gezogen werden. So bleibt Ihr Pferd gesund und frei von Verdauungsproblemen.
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