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PSSM2 bei Pferden: Was ist das und wie kann man betroffene Pferde unterstützen?

PSSM2 (Polysaccharide Storage Myopathy Typ 2) ist eine genetisch bedingte Muskelerkrankung bei Pferden, die vor allem durch Muskelschwäche und wiederkehrende Muskelschmerzen gekennzeichnet ist.


Frau steht vor Pferd
(Quelle: Wix.com)

Anders als bei PSSM1 (Typ 1), einer ähnlichen Krankheit, die durch eine Mutation im GYS1-Gen verursacht wird, sind die genauen genetischen Mechanismen von PSSM2 bislang noch nicht vollständig verstanden. Der Verlauf der Krankheit ist jedoch oft schleichend und die Symptome können sowohl das Wohlbefinden als auch die Leistungsfähigkeit eines Pferdes stark beeinträchtigen.


In diesem Ratgeber erläutern wir die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten von PSSM2, um Ihnen dabei zu helfen, Ihre betroffenen Pferde bestmöglich zu unterstützen.


Was ist PSSM2?


PSSM2 ist eine Form der Polysaccharide Storage Myopathy, also einer Kohlenhydratspeicher-Myopathie. Sie führt dazu, dass Muskelfasern nicht korrekt aufgebaut werden und dadurch anfällig für Muskelschäden sind. Im Gegensatz zu PSSM1, das auf einem Defekt im Glykogen-Stoffwechsel basiert, gibt es bei PSSM2 bislang keine identifizierte Mutation, die die Krankheit eindeutig auslöst.


Man vermutet, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die mit Fehlern im Aufbau oder der Struktur der Muskelfasern zusammenhängt.


PSSM2 kann bei verschiedenen Pferderassen vorkommen, darunter bei Warmblütern, Westernpferden, Vollblütern und Ponys. Die Erkrankung tritt meist im Alter von 6 bis 8 Jahren auf, kann aber auch in jüngeren oder älteren Jahren bemerkbar werden.


Ursachen von PSSM2


Der exakte genetische Hintergrund von PSSM2 ist bisher nicht vollständig geklärt. Anders als PSSM1, das auf einer Mutation im GYS1-Gen basiert, scheint PSSM2 durch multiple genetische Faktoren beeinflusst zu werden. Es wird vermutet, dass es sich um eine erbliche Muskelerkrankung handelt, bei der die Struktur der Muskelfasern gestört ist. Forscher glauben, dass es mehrere Genmutationen geben könnte, die in Kombination zu PSSM2 führen.


Möglicherweise betrifft PSSM2 auch das Protein Titin, das für die Stabilität und Flexibilität der Muskelfasern verantwortlich ist. Fehlerhafte Strukturen führen dazu, dass die Muskelfasern weniger stabil sind und schneller abgebaut werden, was dann zu Muskelschmerzen und Muskelabbau führen kann.


Symptome von PSSM2


Die Symptome von PSSM2 sind vielfältig und können in ihrer Intensität stark variieren. Bei betroffenen Pferden treten die Symptome oft in Schüben auf, die durch Belastung, Stress oder Fütterung ausgelöst werden können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:


  • Steife oder verspannte Muskulatur: Besonders nach oder während des Trainings zeigen betroffene Pferde Muskelverspannungen oder Steifheit.

  • Leistungsminderung: Viele Pferde mit PSSM2 wirken „unwillig“ oder zeigen nach kürzester Zeit Ermüdungserscheinungen.

  • Wiederkehrende Lahmheit: Besonders im Rücken- und Hinterhandbereich treten immer wieder Lahmheiten auf, die nicht eindeutig erklärbar sind.

  • Schwierigkeiten beim Aufstehen: Manche Pferde mit PSSM2 haben Mühe, nach dem Liegen aufzustehen.

  • Muskelabbau: Ein fortschreitender Muskelabbau (Atrophie), vor allem in der Rücken- und Kruppenmuskulatur.

  • Verhaltensveränderungen: Durch die ständigen Schmerzen zeigen manche Pferde veränderte Verhaltensweisen, sie können aggressiv oder scheu werden.


Die Symptome von PSSM2 können leicht mit anderen Erkrankungen wie Kissing Spines, Hufrollenentzündungen oder Arthrose verwechselt werden. Da PSSM2 schubweise verläuft, sind die Symptome nicht immer konstant präsent, was die Diagnose erschweren kann.


Diagnose von PSSM2


Die Diagnose von PSSM2 ist oft schwierig, da es keinen einzelnen Test gibt, der die Krankheit sicher nachweisen kann. Die wichtigsten Schritte zur Diagnose umfassen:


  • Ausschluss anderer Erkrankungen: Da PSSM2 ähnliche Symptome wie andere Muskel- und Skeletterkrankungen verursacht, ist es wichtig, dass der Tierarzt andere Erkrankungen ausschließt.

  • Gentests: Mittlerweile gibt es Gentests, die auf mehrere Genvarianten (u.a. P2, P3 und P4) testen, die mit PSSM2 assoziiert sein könnten. Ein positives Ergebnis bestätigt jedoch nicht eindeutig PSSM2, sondern deutet lediglich auf eine genetische Prädisposition hin.

  • Muskelbiopsie: Eine Muskelbiopsie kann Aufschluss über die Struktur der Muskelfasern geben. Bei PSSM2 zeigen sich oft typische Veränderungen der Muskelfasern.

  • Symptombeobachtung: Eine genaue Beobachtung und Dokumentation der Symptome durch den Besitzer kann dem Tierarzt helfen, das klinische Bild besser zu verstehen.


Eine Diagnose sollte stets in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Tierarzt oder einer Tierklinik erfolgen.


Behandlung und Management von PSSM2


PSSM2 ist derzeit nicht heilbar, aber durch gezielte Maßnahmen können die Symptome gelindert und die Lebensqualität des Pferdes verbessert werden. Die Behandlung konzentriert sich hauptsächlich auf Fütterungsanpassungen, ein angepasstes Trainingsprogramm und gegebenenfalls den Einsatz von Medikamenten.


Fütterung


Eine spezielle Diät ist entscheidend, um die Symptome von PSSM2 zu kontrollieren. Da betroffene Pferde Schwierigkeiten haben, Kohlenhydrate effektiv zu verstoffwechseln, sollten folgende Punkte beachtet werden:


  • Kohlenhydratarme Diät: Vermeiden Sie kohlenhydratreiche Futtermittel wie Hafer, Mais oder Melasse. Setzen Sie stattdessen auf energiearmes Futter wie Heu und andere Raufutter.

  • Fettreiche Ernährung: Fett wird als alternative Energiequelle empfohlen. Hier bieten sich hochwertige Öle wie Leinöl, Reiskeimöl oder Rapsöl an. Auch spezielles fettreiches Futter für Pferde mit Muskelproblemen kann verwendet werden.

  • Zusätze: Einige Pferdebesitzer haben positive Erfahrungen mit Ergänzungsmitteln wie Vitamin E und Selen gemacht, die die Muskelfunktion unterstützen können.


Bewegung und Training


Eine regelmäßige, aber angepasste Bewegung ist wichtig, um die Muskeln zu stärken und Verspannungen zu lösen. Dabei gilt:


  • Tägliche Bewegung: Vermeiden Sie lange Pausen und setzen Sie stattdessen auf tägliche Bewegung. Auch ein langsamer Aufbau von Kondition ist wichtig.

  • Angepasstes Training: Vermeiden Sie übermäßige Belastung oder intensives Training, das die Muskulatur zusätzlich belastet.

  • Wärme und Entspannung: Massage, Wärmebehandlungen oder Physiotherapie können helfen, Muskelverspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern.


Medikamentöse Behandlung


In einigen Fällen kann es notwendig sein, die Therapie durch Medikamente zu unterstützen, insbesondere wenn das Pferd unter starken Schmerzen leidet. Ein Tierarzt kann über geeignete Schmerzmittel oder muskelentspannende Präparate beraten.


Prognose und Lebensqualität


Die Prognose für Pferde mit PSSM2 hängt stark davon ab, wie früh die Krankheit diagnostiziert und wie konsequent sie gemanagt wird. Pferde, die optimal gefüttert und regelmäßig, aber schonend bewegt werden, können oft ein gutes Leben führen und teilweise sogar im Freizeitbereich geritten werden. In schwereren Fällen kann es jedoch notwendig sein, das Pferd in den Ruhestand zu schicken oder anderweitig zu entlasten.


Fazit: Verständnis und Sorgfalt im Umgang mit PSSM2


PSSM2 ist eine komplexe und bisher nicht vollständig verstandene Erkrankung, die eine besondere Fürsorge erfordert. Eine genaue Beobachtung und ein umfassendes Verständnis der Symptome sind essenziell, um betroffenen Pferden ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.


Durch die Kombination aus einer kohlenhydratarmen, fettreichen Ernährung, schonendem Training und gezielten Behandlungsmöglichkeiten können viele Pferde ein weitgehend symptomfreies Leben führen. Betroffene Pferde brauchen Besitzer, die die Krankheit verstehen und geduldig auf die individuellen Bedürfnisse ihres Tieres eingehen.


Ein enger Austausch mit dem Tierarzt und möglicherweise auch ein Austausch mit anderen Pferdebesitzer, die mit PSSM2-Erfahrungen haben, kann helfen, das Wohlbefinden des Pferdes bestmöglich zu fördern.


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