Sehnenverletzungen beim Pferd: Eine Herausforderung für Gesundheit und Leistungsfähigkeit
- pferdewelten
- 12. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Sehnenverletzungen gehören zu den häufigsten und ernsthaftesten Verletzungen bei Pferden. Sie können sowohl bei Freizeitpferden als auch bei Sportpferden auftreten und haben oft eine lange Heilungsdauer. Eine frühzeitige Diagnose, gezielte Behandlung und konsequente Prävention sind entscheidend, um die Funktionalität der Sehnen zu erhalten und langfristige Schäden zu vermeiden.

Die Sehnen eines Pferdes sind wahre Wunderwerke der Natur. Sie ermöglichen die harmonische Bewegung dieser kraftvollen Tiere, tragen das Gewicht des Körpers und sind bei jeder Art von Aktivität, ob auf der Weide oder im Training, einer enormen Belastung ausgesetzt. Doch gerade wegen ihrer zentralen Funktion und der hohen Beanspruchung gehören Sehnenverletzungen zu den häufigsten und ernsthaftesten Problemen im Pferdesport und in der Pferdehaltung.
Eine Sehnenverletzung kann das Leben eines Pferdes erheblich beeinflussen – von vorübergehenden Einschränkungen bis hin zu dauerhaften Beeinträchtigungen, die sogar das Ende einer sportlichen Karriere bedeuten können.
Die Heilung solcher Verletzungen ist oft langwierig und erfordert nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch Geduld, Disziplin und eine konsequente Rehabilitation. Doch mit den richtigen Maßnahmen und einer sorgfältigen Betreuung kann die Genesung positiv beeinflusst und langfristige Schäden verhindert werden.
Dieser Ratgeber soll Pferdebesitzern, Reitern und Betreuern helfen, Sehnenverletzungen besser zu verstehen. Sie erfahren, wie Sehnen aufgebaut sind, warum sie so anfällig für Verletzungen sind und welche Symptome auf eine Schädigung hinweisen. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Behandlungsmethoden – von erster Hilfe bis hin zu modernen Therapien wie Stammzellenbehandlungen – und geben praktische Tipps für die Rehabilitation und Prävention.
Egal, ob Sie ein Freizeitpferd besitzen oder ein ambitioniertes Sportpferd trainieren, dieser Leitfaden bietet Ihnen fundierte Informationen, um die Gesundheit der Sehnen Ihres Pferdes zu schützen und die bestmögliche Betreuung im Fall einer Verletzung zu gewährleisten. Denn die Gesundheit der Sehnen ist nicht nur entscheidend für die Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes, sondern auch für sein Wohlbefinden und seine Lebensqualität.
Was sind Sehnen und warum sind sie so verletzungsanfällig?
Sehnen sind robuste, elastische Bindegewebsstrukturen, die die Muskeln mit den Knochen verbinden. Beim Pferd tragen sie erheblich zur Fortbewegung bei und sind hohen Belastungen ausgesetzt – insbesondere bei schnellen Bewegungen, Sprüngen oder abrupten Richtungswechseln.
Die wichtigsten Sehnen, die häufig betroffen sind:
Beugesehnen (oberflächliche und tiefe Beugesehne): Sie verlaufen an der Rückseite des Beins und sorgen für die Beugung der Gelenke.
Strecksehnen: Sie verlaufen an der Vorderseite des Beins und ermöglichen die Streckung der Gelenke.
Fesselträgerband: Unterstützt die Stabilität des Fesselgelenks.
Sehnen sind nur begrenzt durchblutet, was ihre Regenerationsfähigkeit einschränkt und die Heilungsdauer verlängert.
Ursachen von Sehnenverletzungen bei Pferd
Mechanische Überlastung
Übermäßige Beanspruchung durch intensives Training oder Wettkämpfe.
Plötzliche Überdehnung bei Sprüngen, Rutschen oder Stürzen.
Unzureichendes Aufwärmen vor der Arbeit.
Äußere Einwirkungen
Tritte oder Schläge durch andere Pferde.
Verletzungen durch Hindernisse, Steine oder andere Objekte.
Anatomische Schwächen und Vorbelastungen
Fehlstellungen wie Stellungsfehler oder falsche Hufbearbeitung.
Alter oder bereits bestehende Schäden an der Sehne.
Ungünstige Bodenverhältnisse
Rutschige, zu harte oder unebene Böden erhöhen das Risiko für Verletzungen.
Symptome einer Sehnenverletzung
Die Anzeichen einer Sehnenverletzung können je nach Schweregrad variieren. Häufige Symptome sind:
Schwellung: Oft entlang der Sehne fühlbar.
Wärme: Das betroffene Gebiet ist wärmer als die umliegenden Bereiche.
Schmerzempfindlichkeit: Druck auf die Sehne verursacht Schmerzen.
Lahmheit: Das Pferd zeigt eine Lahmheit, die von leicht bis stark variieren kann.
Verdickung: Chronische Verletzungen können zur Bildung von „Sehnenscheiden“ oder dauerhaften Verdickungen führen.
Diagnose einer Sehnenverletzung
Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um den Schweregrad der Verletzung zu bestimmen und die richtige Behandlung einzuleiten. Häufig eingesetzte Methoden sind:
Klinische Untersuchung: Abtasten der Sehne auf Schwellungen, Wärme und Schmerzen.
Ultraschall: Darstellung der Struktur der Sehne, um Schäden wie Risse oder Dehnungen zu identifizieren.
Magnetresonanztomographie (MRT): Bei komplexeren Fällen kann eine MRT-Untersuchung hilfreich sein.
Behandlung von Sehnenverletzungen
Erste Maßnahmen
Die ersten Stunden nach der Verletzung sind entscheidend für den Heilungsverlauf:
Kühlen: Legen Sie innerhalb der ersten 24–48 Stunden regelmäßig kalte Umschläge oder Kühlelemente auf die betroffene Stelle (10–20 Minuten alle 2–3 Stunden).
Boxenruhe: Vermeiden Sie jegliche Belastung des betroffenen Beins.
Stützverbände: Ein fachgerecht angelegter Verband kann die Sehne stabilisieren und Schwellungen reduzieren.
Tierärztliche Behandlung
Ein Tierarzt sollte die Verletzung so früh wie möglich beurteilen und entsprechende Maßnahmen einleiten:
Medikamente: Entzündungshemmende Mittel (z. B. NSAIDs) können Schmerzen und Entzündungen lindern.
Injektionen: Stammzellen- oder PRP-Therapien (Plättchenreiches Plasma) fördern die Regeneration der Sehne.
Stoßwellentherapie: Kann die Heilung durch verbesserte Durchblutung und Zellregeneration unterstützen.
Langfristige Rehabilitation
Schonung: Eine schrittweise Belastung ist essenziell, um die Sehne nicht erneut zu überlasten.
Physiotherapie: Kontrollierte Bewegungsübungen, z. B. an der Hand oder auf dem Laufband, fördern den Heilungsprozess.
Ultraschallkontrollen: Regelmäßige Überprüfung der Heilung durch den Tierarzt.
Chirurgische Eingriffe
In schweren Fällen, wie bei vollständigen Sehnenrissen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, um die Sehne zu reparieren.
Rehabilitationsplan
Die Heilungsdauer einer Sehnenverletzung beträgt in der Regel 6 bis 12 Monate. Ein individueller Rehabilitationsplan könnte folgende Phasen umfassen:
Ruhephase (1–2 Monate): Boxenruhe und kontrollierte Bewegung an der Hand.
Anfangsbelastung (3–6 Monate): Schritttraining, zunächst an der Hand, später unter dem Sattel.
Aufbautraining (6–12 Monate): Langsames Steigern von Trab- und Galoppeinheiten.
Rückkehr zur normalen Arbeit: Nach tierärztlicher Freigabe.
Prävention von Sehnenverletzungen
Training und Belastung
Langsames Aufwärmen vor jeder Trainingseinheit.
Individuell angepasstes Training, um Überlastungen zu vermeiden.
Hufpflege und Ausrüstung
Regelmäßige Hufbearbeitung durch einen erfahrenen Schmied.
Passendes Equipment wie gut sitzende Gamaschen oder Bandagen.
Bodenverhältnisse
Vermeiden Sie extreme Böden, die zu rutschig, hart oder uneben sind.
Regelmäßige Check-ups
Kontrolluntersuchungen durch den Tierarzt oder Physio.
Regelmäßige Überprüfung des Bewegungsapparats.
Regeneration ermöglichen
Ausreichende Erholungsphasen zwischen intensiven Trainingseinheiten.
Zusammenfassung
Sehnenverletzungen beim Pferd erfordern Geduld und sorgfältige Pflege. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend, um das Pferd vollständig zu rehabilitieren und zukünftige Verletzungen zu vermeiden. Mit einer guten Prävention und angepasstem Training können Sie das Risiko für Sehnenprobleme erheblich reduzieren und die langfristige Gesundheit Ihres Pferdes sichern.
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