Selenmangel beim Pferd: Ursachen, Symptome und optimale Behandlung
- pferdewelten
- 2. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement, das in geringen Mengen essenziell für die Gesundheit des Pferdes ist.

Ein Mangel an Selen kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, da das Spurenelement eine wichtige Rolle im Immunsystem, Muskelstoffwechsel und bei der Abwehr freier Radikale spielt. Dieser Ratgeber beleuchtet die Ursachen und Anzeichen eines Selenmangels bei Pferden und gibt wertvolle Tipps zur Vorbeugung und Behandlung.
Warum ist Selen wichtig für Pferde?
Selen erfüllt mehrere essenzielle Funktionen im Pferdekörper:
Immunsystem: Selen trägt zum Aufbau eines starken Immunsystems bei und schützt die Zellen vor oxidativem Stress.
Muskelfunktion: In Verbindung mit Vitamin E unterstützt Selen die Muskelgesundheit und beugt Erkrankungen wie Muskelschwäche und Muskelzittern vor.
Schilddrüsenfunktion: Selen ist für die Produktion und Aktivität von Schilddrüsenhormonen wichtig, die den Stoffwechsel des Pferdes regulieren.
Antioxidative Wirkung: Selen hilft, freie Radikale zu neutralisieren, die Zellschäden verursachen können.
Da der Selenbedarf für ein gesundes Pferd sehr gering ist, kann er in der Regel über das Grundfutter gedeckt werden – allerdings nur, wenn der Boden, auf dem das Futter gewachsen ist, ausreichend Selen enthält.
Ursachen von Selenmangel beim Pferd
Selenmangel entsteht meist aufgrund unzureichender Gehalte im Futter. Da viele Böden in Europa selenarm sind, ist ein Mangel an diesem Spurenelement in Pferdenahrung keine Seltenheit.
Selenarme Böden: Besonders Böden in Mitteleuropa, einschließlich Deutschland, Österreich und der Schweiz, sind oft selenarm. Pflanzen, die auf solchen Böden wachsen, enthalten dann ebenfalls wenig Selen.
Heu und Gras aus selenarmen Regionen: Pferde, die hauptsächlich mit Heu oder Gras von selenarmen Böden gefüttert werden, können einen Mangel entwickeln.
Vitamin-E-Mangel: Vitamin E und Selen arbeiten im Körper eng zusammen. Ein Mangel an einem der beiden Nährstoffe kann die Wirkung des anderen beeinträchtigen.
Individuelle Unterschiede: Einige Pferde haben von Natur aus einen höheren Selenbedarf und benötigen eine zusätzliche Selenversorgung.
Symptome von Selenmangel beim Pferd
Ein Selenmangel zeigt sich oft schleichend und kann verschiedene gesundheitliche Auswirkungen haben. Die Symptome können in ihrer Schwere variieren, abhängig vom Grad des Mangels und der individuellen Anfälligkeit des Pferdes.
Typische Anzeichen eines Selenmangels:
Muskelschwäche und Muskelschmerzen: Pferde mit Selenmangel haben oft Schwierigkeiten bei der Bewegung, zeigen Muskelzittern und wirken im Training schnell erschöpft.
Leistungsschwäche: Leistungsmangel, schnelle Ermüdung und schlechte Regeneration nach Anstrengung sind häufige Anzeichen.
Steife Bewegungen: Einige Pferde entwickeln aufgrund der Muskelschwäche eine auffallend steife Bewegung.
Vermehrtes Schwitzen: Vor allem bei leichter Arbeit oder Hitze schwitzen manche Pferde stärker.
Wiederkehrende Infektionen: Da das Immunsystem geschwächt sein kann, sind manche Pferde anfälliger für Infektionen.
Herzerkrankungen: In schweren Fällen kann ein Selenmangel das Herz schädigen, was zu Herzrhythmusstörungen oder sogar plötzlichem Herztod führen kann.
Fruchtbarkeitsstörungen: Selen ist auch wichtig für die Fruchtbarkeit, weshalb betroffene Stuten Schwierigkeiten bei der Empfängnis haben können.
Diagnose von Selenmangel beim Pferd
Eine genaue Diagnose ist entscheidend, da sowohl Selenmangel als auch Selenüberschuss gesundheitsschädlich sind. Der Tierarzt kann den Selenstatus durch folgende Methoden bestimmen:
Blutuntersuchung: Die Selenkonzentration im Blut gibt einen ersten Hinweis auf den Selenstatus. Normalerweise wird der Selengehalt im Vollblut oder Serum gemessen.
Glutathionperoxidase-Test: Glutathionperoxidase ist ein Enzym, dessen Aktivität im Blut auf den Selenstatus hinweist. Dieser Test wird häufig parallel zur Blutuntersuchung durchgeführt, um eine genauere Diagnose zu ermöglichen.
Haar- und Hufanalysen: Da Selen im Haar und in den Hufen gespeichert wird, können Haar- und Hufanalysen ebenfalls Aufschluss geben.
Behandlung und Management eines Selenmangels
Ein Selenmangel sollte immer durch eine angepasste Fütterung oder Nahrungsergänzung behandelt werden. Dabei ist Vorsicht geboten, da Selen in höheren Dosen toxisch wirken kann.
Fütterungsanpassung
Selenhaltiges Mineralfutter: Füttern Sie ein Mineralfutter, das den Selenbedarf des Pferdes deckt. Hochwertige Mineralfutter enthalten in der Regel Selen und sind speziell für selenarme Regionen konzipiert.
Angereicherte Zusatzfuttermittel: Es gibt spezielle Ergänzungsmittel, die bei akuten Selenmängeln eingesetzt werden können. Sie enthalten meist organisches Selen, das vom Körper besser aufgenommen wird.
Selenreiche Futtermittel: Futter aus selenreichen Böden oder mit zugesetztem Selen kann bei leichteren Fällen hilfreich sein.
Medikamentöse Ergänzung durch den Tierarzt
Bei starkem Selenmangel kann der Tierarzt Selen auch in Form von Injektionen verabreichen. Das ist besonders sinnvoll bei Pferden, die auf orale Supplemente nicht ausreichend reagieren oder wenn eine schnelle Verbesserung nötig ist.
Dosierung von Selen: Darauf müssen Sie achten!
Da Selen leicht toxisch werden kann, ist es wichtig, die empfohlene Dosierung zu beachten. Die tägliche Aufnahme für Pferde beträgt:
Erhaltung: ca. 0,1 mg pro kg Körpergewicht
Therapeutische Ergänzung bei Mangel: ca. 0,2 bis 0,4 mg pro kg Körpergewicht (abhängig vom Schweregrad und tierärztlicher Anweisung)
Eine zu hohe Dosierung kann zur Selenvergiftung führen, die folgende Symptome hervorruft:
Haarausfall, vor allem an der Mähne und am Schweif
Brüchige Hufe
Apathie, Müdigkeit und Appetitlosigkeit
In schweren Fällen Leberschäden oder Atemnot
Es ist daher ratsam, alle Ergänzungsmaßnahmen mit dem Tierarzt abzusprechen und regelmäßige Blutkontrollen durchzuführen, um die Selenwerte zu überwachen.
Vorbeugung: So lässt sich Selenmangel vermeiden
Die Vermeidung von Selenmangel ist einfacher als seine Behandlung. Mit einigen grundlegenden Maßnahmen können Sie das Risiko eines Mangels deutlich senken:
Hochwertiges Mineralfutter: Verwenden Sie ein ausgewogenes Mineralfutter, das speziell für selenarme Regionen konzipiert ist.
Futteranalyse: Lassen Sie den Selengehalt des Futters regelmäßig analysieren, besonders wenn das Pferd vorwiegend Heu frisst.
Zugabe von Vitamin E: Vitamin E unterstützt die Wirkung von Selen. Stellen Sie sicher, dass der Bedarf an diesem Vitamin ebenfalls gedeckt ist, um den Effekt von Selen zu maximieren.
Häufige Fragen zu Selenmangel beim Pferd
Wie schnell wirkt eine Selenzufuhr bei Mangel?
Die Wirkung einer Selenzufuhr kann je nach Form und Schwere des Mangels variieren. In der Regel zeigen sich Verbesserungen innerhalb von einigen Wochen, eine vollständige Regeneration kann jedoch mehrere Monate dauern.
Kann ich Selen selbst dosieren?
Eine genaue Dosierung ist aufgrund der Toxizität von Selen besonders wichtig. Daher sollte eine individuelle Dosierung immer tierärztlich überwacht und angepasst werden.
Kann Selen auch überdosiert werden?
Ja, Selen kann leicht überdosiert werden. Schon eine tägliche Überdosierung von mehr als 1 mg pro kg Körpergewicht kann zu einer toxischen Wirkung führen. Es ist ratsam, den Selenstatus durch regelmäßige Bluttests zu kontrollieren.
Sind bestimmte Pferderassen anfälliger für Selenmangel?
Selenmangel kann bei allen Pferden auftreten, Rasseunterschiede spielen eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings sind Pferde, die in selenarmen Regionen leben oder vorwiegend Heu aus diesen Gebieten fressen, anfälliger.
Fazit
Selenmangel kann für Pferde schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen, die sich auf Muskulatur, Immunsystem und allgemeine Fitness auswirken. Eine gute Kenntnis der Symptome und Ursachen sowie die regelmäßige Kontrolle des Selenstatus durch einen Tierarzt können helfen, Mängel frühzeitig zu erkennen und zu beheben.
Durch angepasste Fütterung, hochwertiges Mineralfutter und regelmäßige Analysen lässt sich das Risiko eines Selenmangels gut kontrollieren.
Comments