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Die tiefe Beugesehne beim Pferd: Probleme, Behandlung & Prävention für gesunde Sehnen

Die tiefe Beugesehne ist eine der wichtigsten Strukturen im Bewegungsapparat des Pferdes – doch sie ist auch besonders verletzungsanfällig. Sehnenschäden gehören zu den häufigsten Ursachen für Lahmheiten und können langwierige Heilungsprozesse nach sich ziehen.

Pferdebeine
(Quelle: @Lea Panaino / Unsplash)

Pferde sind als Lauftiere auf eine funktionierende und belastbare Muskulatur und Sehnenstruktur angewiesen. Besonders die Beugesehnen spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie die Bewegung der Beine steuern und enorme Kräfte aushalten müssen.


Die tiefe Beugesehne ist eine der wichtigsten Sehnen im Bewegungsapparat des Pferdes und verläuft an der Rückseite des Beins vom Unterarm bzw. Unterschenkel bis zum Hufbein. Sie sorgt für die Federung der Beine, ermöglicht eine kraftvolle Fortbewegung und schützt die Gelenke vor übermäßiger Belastung.


Doch gerade durch diese zentrale Funktion ist die tiefe Beugesehne besonders anfällig für Verletzungen. Ob durch Überbelastung, unpassende Bodenverhältnisse oder unzureichendes Training – Schäden an der tiefen Beugesehne gehören zu den häufigsten Lahmheitsursachen bei Pferden.


Eine Sehnenverletzung kann nicht nur die sportliche Nutzung des Pferdes stark einschränken, sondern in schweren Fällen sogar langfristige Schäden hinterlassen. Da Sehnengewebe nur langsam heilt und eine falsche Behandlung oft zu Rückfällen führt, ist es entscheidend, Verletzungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu therapieren.


Dieser Ratgeber bietet dir eine umfassende und fundierte Einführung in das Thema tiefe Beugesehne beim Pferd. Du erfährst alles über die Anatomie und Funktion der Sehne, typische Ursachen für Sehnenverletzungen, moderne Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten sowie bewährte Methoden zur Rehabilitation.


Darüber hinaus erhältst du wertvolle Tipps zur Prävention, um dein Pferd bestmöglich zu schützen und die Sehnengesundheit langfristig zu erhalten.


Ob Freizeitpferd oder Sportpartner – eine gesunde tiefe Beugesehne ist essenziell für die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eines Pferdes. Mit dem richtigen Wissen und einer durchdachten Betreuung kannst du das Risiko für Verletzungen minimieren und deinem Pferd eine langfristig stabile Gesundheit ermöglichen.


Anatomie und Funktion der tiefen Beugesehne


Die tiefe Beugesehne ist eine der zentralen Sehnen des Pferdebeins. Zusammen mit ihrem Unterstützungsband muss sie enormen Belastungen standhalten – insbesondere bei Sprüngen und schnellen Bewegungen.


Während die oberflächliche Beugesehne ebenfalls für die Kraftübertragung zuständig ist, spielt die tiefe Beugesehne eine entscheidende Rolle bei der Übertragung der Muskelkraft in das Hufgelenk, ähnlich einem Spannband, das für Stabilität und Flexibilität sorgt.


Aufbau:


  • Die Sehne besteht aus zahlreichen Kollagenfaserbündeln, die in einem dichten Bindegewebe verwoben sind.

  • Sie setzt am Hufbein an und ist eng mit umliegenden Strukturen wie dem Fesselträger und der oberflächlichen Beugesehne verbunden, die gemeinsam den Bewegungsapparat stabilisieren.

  • Aufgrund ihrer geringen Durchblutung dauert die Regeneration bei Verletzungen häufig sehr lange.


Ursachen und Risikofaktoren für Verletzungen


Verletzungen der tiefen Beugesehne können durch unterschiedliche Faktoren entstehen. Zu den wichtigsten Ursachen zählen:


Überlastung und akute Traumata


Intensive Belastungen, wie sie beim Springen oder schnellen Richtungswechseln auftreten, können zu Mikrorissen und -zerrungen führen. Schon ein plötzliches, zu starkes Dehnen kann die Fasern beschädigen.


Chronische Überbeanspruchung


Wiederholte Mikrotraumata infolge von intensiven Trainings- oder Wettkampfbelastungen, unzureichenden Erholungsphasen oder mangelnder Aufwärmung führen oft zu einer allmählichen Verschlechterung des Sehnengewebes.


Falscher Hufbeschlag und Bodenverhältnisse


Eine unpassende Hufbearbeitung oder schlechte Bodenverhältnisse (z. B. zu harter, unebener oder matschiger Untergrund) erhöhen das Risiko von Überlastungen der Sehnen.


Fehlstellungen und anatomische Vorbelastungen


Schonungsreaktionen aufgrund von Fehlstellungen (z. B. unkorrekter Hufhaltung) können zu einer ungleichen Belastung der Sehnen führen.


Symptome und Diagnose


Typische Anzeichen einer Verletzung der tiefen Beugesehne sind:


  • Schwellung und Wärme: Bei einer Tendinitis entsteht oft eine bananenförmige Schwellung. Der betroffene Bereich fühlt sich warm an, da die Entzündungsprozesse die Durchblutung erhöhen.

  • Lahmheit und verändertes Gangbild: Schon nach kurzer Belastung zeigt das Pferd Lahmheit oder eine Schonhaltung, indem es das betroffene Bein entlastet.

  • Schmerzempfindlichkeit: Beim Abtasten reagiert das Pferd schmerzhaft, was oft durch eine Druckempfindlichkeit in dem betroffenen Bereich bestätigt wird.


Diagnostische Methoden


Um den Schaden genau zu lokalisieren und den Schweregrad zu bestimmen, kommen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz:


  • Ultraschall: Diese Methode ermöglicht es, Sehnenrisse, Schwellungen und Einblutungen im Gewebe genau darzustellen.

  • Lokalbetäubung und klinische Untersuchung: Durch gezielte Betäubung kann festgestellt werden, ob die Lahmheit vom betroffenen Bereich herrührt.

  • Weitere Verfahren: In komplizierten Fällen können MRT, Szintigraphie oder Röntgenaufnahmen ergänzend zur Diagnostik eingesetzt werden.


Behandlungsmöglichkeiten


Die Therapie eines Sehnenschadens an der tiefen Beugesehne richtet sich nach der Schwere der Verletzung und sollte idealerweise in enger Zusammenarbeit mit einem Tierarzt erfolgen.


Akutphase


  • Kühlen: Das regelmäßige Kühlen (mit kaltem Wasser oder Eispackungen, jedoch niemals direkt mit Eis, um ein Zusammenziehen der Sehne zu vermeiden) hilft, Entzündungen und Ödeme zu reduzieren.

  • Ruhigstellung: Eine Phase der Boxenruhe oder zumindest eine eingeschränkte Bewegung ist in den ersten Tagen essenziell, um weitere Schäden zu vermeiden.

  • Medikamentöse Therapie: Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können helfen, die Symptome zu lindern.


Regenerative Therapien und Fortgeschrittene Behandlung


  • Physiotherapie und kontrollierte Bewegung: Sobald die akute Phase abklingt, sollte ein individuell abgestimmter Rehabilitationsplan erstellt werden. Eine kontrollierte Bewegung unterstützt die Ausrichtung der Sehnenfasern und verhindert eine erneute Schädigung.

  • Regenerative Verfahren: Methoden wie Eigenbluttherapie, Stammzellentherapie oder Stoßwellentherapie können den Heilungsprozess unterstützen, indem sie die körpereigenen Regenerationsmechanismen stimulieren.

  • Operative Maßnahmen: Bei kompletten Sehnenrupturen oder schweren Teilschäden kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, um beschädigtes Gewebe zu entfernen oder die Sehne wieder zu verbinden.


Rehabilitation und Wiederaufnahme des Trainings


Der Heilungsprozess der tiefen Beugesehne ist langwierig. Es kann mehrere Monate dauern, bis die Sehne ausreichend regeneriert ist. Einige wichtige Punkte im Rehabilitationsprozess sind:


Langsame Wiederaufnahme der Bewegung


Ein schrittweiser und kontrollierter Wiederaufbau des Trainings ist entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden. Schon leichte Bewegung im Schritt auf geeignetem Boden kann helfen, die Durchblutung zu fördern.


Regelmäßige Kontrollen


Ultraschalluntersuchungen und tierärztliche Kontrollen sollten in regelmäßigen Abständen erfolgen, um den Heilungsverlauf zu überwachen.


Anpassung des Trainingsplans


Oft muss das Training modifiziert werden, um die Belastung auf die Sehne zu minimieren. Eine Anpassung der Reitdisziplin oder das Vermeiden von Sprüngen kann notwendig sein.


Präventive Maßnahmen


Um einem Sehnenschaden an der tiefen Beugesehne vorzubeugen, sind folgende Maßnahmen sinnvoll:


  • Ausreichendes Aufwärmen und Abkühlen: Vor jeder Trainingseinheit sollten mindestens 10–20 Minuten Schrittgang eingeplant werden, um die Sehnen optimal auf die Belastung vorzubereiten.

  • Angepasster Trainingsplan: Vermeide plötzliche, intensive Belastungen und sorge für ausreichende Erholungsphasen zwischen den Trainingseinheiten.

  • Optimale Bodenverhältnisse: Trainiere vorzugsweise auf weichen, ebenen Untergründen und achte auf einen artgerechten Hufbeschlag, um Fehlbelastungen zu vermeiden.

  • Gezielte Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, angereichert mit Nährstoffen, die die Sehnengesundheit fördern, kann den Heilungsprozess unterstützen. Ergänzungen wie Kollagen, MSM, Glucosamin, Hagebuttenextrakt und Omega-Fettsäuren können hilfreich sein.


Fazit


Die tiefe Beugesehne ist ein essenzieller Bestandteil des Bewegungsapparats beim Pferd und unterliegt enormen Belastungen. Verletzungen können sowohl akut als auch durch chronische Überbeanspruchung entstehen.


Eine frühzeitige Erkennung, fachgerechte Diagnose und individuell angepasste Therapie sind entscheidend, um langfristige Schäden und chronische Probleme zu vermeiden. Mit einem gut strukturierten Rehabilitationsplan und präventiven Maßnahmen lässt sich das Risiko für erneute Verletzungen reduzieren und die Leistungsfähigkeit des Pferdes bestmöglich erhalten.


Bei Verdacht auf einen Sehnenschaden ist es jedoch immer unerlässlich, umgehend tierärztlichen Rat einzuholen.


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