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Können Pferde im Leistungssport wirklich glücklich sein?

Auf der World Horse Welfare Konferenz diskutierten Experten leidenschaftlich darüber, wie das Wohl von Sport- und Freizeitpferden verbessert werden kann – und ob sportlicher Ehrgeiz und Tierwohl überhaupt vereinbar sind.

Springreiterin
(Quelle: @Valerie Semenova / Unsplash)

Am 7. November 2024 versammelten sich führende Fachleute in London zur jährlichen Konferenz der britischen Wohltätigkeitsorganisation World Horse Welfare. Ziel der Konferenz: Ein tiefgehendes Gespräch darüber, was für Pferde im Sport und in der Freizeit wirklich ein gutes Leben bedeutet.


Besonders im Fokus stand die Frage, wie Pferde gesund und zufrieden gehalten werden können, obwohl sie Sportpartner sind.


Können Tiere ihre Bedürfnisse äußern?


Peter Laurie, Geschäftsführer von Battersea Dogs & Cats Home, brachte einen spannenden Impuls in die Diskussion. Für ihn ist klar, dass ein „gutes Leben“ für Tiere immer bedeutet, Wahlmöglichkeiten zu haben.


Er betonte, dass Tiere auch im Pferdesport das Recht auf Selbstbestimmung haben sollten, sei es durch mehr Pausen oder mehr Kontakt zu Artgenossen.


"Ein Tier kann nur dann glücklich sein, wenn es entscheiden kann, was es möchte," so Laurie.


Mehr Fokus auf das Wohl der Tiere


Die frühere Präsidentin der British Equine Veterinary Association, Lucy Grieve, hob hervor, dass im Pferdesport eine stärkere Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Tiere dringend notwendig sei – nicht nur am Wettkampftag, sondern auch in der täglichen Pflege und Haltung.


Sie stellte fest, dass der Sport oft vor allem dem Menschen diene und dass ein Umdenken in der gesamten Trainingspraxis den Pferden erheblich zugutekommen könnte.


Leistung durch Wohlbefinden steigern


Ein bemerkenswerter Gedanke kam von Major Dan McRink, dem tierärztlichen Leiter der britischen Household Cavalry, der auf einen Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Leistung hinwies.


Er verglich dies mit Erkenntnissen aus der Landwirtschaft, wo man längst verstanden habe, dass sich Wohlbefinden direkt auf die Produktivität auswirkt. Die renommierte Trainerin Lucinda Russell pflichtete ihm bei und sagte, dass entspannte Pferde zu besseren sportlichen Leistungen fähig seien.


Ist Dressur mit Tierwohl vereinbar?


Auch die kritische öffentliche Wahrnehmung einiger Sportarten wie Dressur wurde auf der Konferenz thematisiert. Tony Tyler von World Horse Welfare machte klar, dass eine Reform der Richtlinien und Bewertungsverfahren dringend notwendig sei.


Er forderte, dass entspanntes und zufriedenes Verhalten der Tiere als Leistungskriterium stärker gewürdigt werden solle, anstatt diese Disziplinen zu verbieten.


Ein Aufruf zur Zusammenarbeit


Am Ende der Konferenz einigten sich die Experten darauf, dass der Weg zu einem besseren Umgang mit Sportpferden in der Zusammenarbeit und im Hinterfragen bestehender Praktiken liegt.


Major McRink formulierte den Kern-Gedanken: "Es ist keine Schande, Pferde für uns arbeiten zu lassen – solange wir sicherstellen, dass sie dabei glücklich sind."

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