Wurmkuren für Pferde: Alles, was Sie wissen müssen
- pferdewelten
- 3. Nov. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Pferde sind in ihrem natürlichen Lebensraum regelmäßig Parasiten ausgesetzt, insbesondere Würmern. Eine gezielte und regelmäßige Entwurmung ist daher ein zentraler Bestandteil der Pferdegesundheitspflege.

Viele Pferdebesitzer sind unsicher, welche Wurmkur die richtige ist, wann sie durchgeführt werden sollte und welche Nebenwirkungen auftreten können. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie über Wurmkuren bei Pferden wissen müssen – von den unterschiedlichen Wurmarten über die richtige Entwurmungsstrategie bis hin zur Auswahl der richtigen Wurmkur.
Warum sind Wurmkuren bei Pferden wichtig?
Pferde sind Pflanzenfresser und nehmen beim Grasen leicht Parasiten in Form von Würmern oder deren Larven auf, die sich in der Darmwand einnisten und dort Schaden anrichten können. Ohne regelmäßige Entwurmung können Würmer bei Pferden zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen:
Mangelernährung durch Konkurrenz im Darm
Darmkoliken und Verdauungsstörungen
Gewichtsverlust
Blutarmut und Schwäche durch Blutverlust (z. B. bei großen Strongyliden)
Darmverschluss durch Wurmansammlungen (besonders gefährlich bei Jungpferden)
Eine gezielte Wurmkur sorgt dafür, dass der Wurmbefall unter Kontrolle bleibt und reduziert die Gefahr schwerwiegender Erkrankungen.
Wichtige Wurmarten bei Pferden
Es gibt verschiedene Wurmarten, die Pferde befallen können, und jede Art benötigt eine gezielte Behandlung. Die häufigsten Wurmarten sind:
Große Strongyliden (Blutwürmer): Diese Würmer wandern durch die Blutgefäße und verursachen Gefäßentzündungen, die zu schweren Koliken und inneren Blutungen führen können.
Kleine Strongyliden (Cyathostominen): Diese sind besonders bei Jungpferden häufig und können zu schweren Verdauungsproblemen und Gewichtsverlust führen.
Spulwürmer (Parascaris equorum): Diese befallen vor allem Fohlen und Jungpferde, die durch sie an Atembeschwerden, Koliken und Entwicklungsstörungen leiden können.
Bandwürmer (Anoplocephala): Bandwürmer setzen sich im Darm fest und können zu Koliken und Darmverschlüssen führen.
Pfriemenschwänze (Oxyuris equi): Diese Würmer befallen den Darm und verursachen starken Juckreiz rund um die Schweifrübe.
Magendasseln (Gasterophilus): Magendasseln sind Fliegenlarven, die sich im Magen festsetzen und die Schleimhaut schädigen können.
Da jede Wurmart spezifische Medikamente erfordert, ist eine gezielte Entwurmung entscheidend. Ein Blindentwurmen, also das Verabreichen von Wurmkuren ohne vorangegangene Kotanalyse, kann zum Aufbau resistenter Würmer führen.
Entwurmungsstrategien und -methoden
Es gibt verschiedene Strategien, um Wurmbefall bei Pferden effektiv zu kontrollieren. Die bekanntesten Methoden sind:
Strategische Entwurmung
Bei der strategischen Entwurmung wird das Pferd nach einem festen Zeitplan mit Wurmkuren behandelt, meist 3–4 Mal im Jahr. Hierbei werden verschiedene Wurmkuren im Wechsel verabreicht, um unterschiedlichen Wurmarten entgegenzuwirken. Diese Methode war lange Standard, wird jedoch zunehmend kritisch gesehen, da sie Resistenzbildungen begünstigt.
Selektive Entwurmung (Gezielte Entwurmung)
Diese Methode basiert auf regelmäßigen Kotproben, bei denen der Wurmbefall des Pferdes analysiert wird. Nur Pferde mit einem erhöhten Wurmbefall werden entwurmt, während Tiere mit geringem Befall keine Wurmkur erhalten.
Die selektive Entwurmung trägt zur Vermeidung von Resistenzen bei, da Wurmkuren gezielt und nur bei Bedarf eingesetzt werden. Die Kotproben sollten etwa alle 8 bis 12 Wochen durchgeführt werden.
Jahreszeitliche Entwurmung
Einige Wurmarten sind saisonal bedingt aktiver. So treten beispielsweise Magendasseln im Spätherbst häufiger auf. Diese Entwurmungsstrategie setzt gezielt Wurmkuren ein, die zu bestimmten Jahreszeiten gegen bestimmte Wurmarten wirken. Eine Kotprobe im Herbst kann hilfreich sein, um den Befall mit Magendasseln festzustellen.
Welche Wurmkur für welchen Wurm?
Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die gegen unterschiedliche Wurmarten wirken. Die wichtigsten Wirkstoffe sind:
Ivermectin: Wirkt gegen große und kleine Strongyliden, Magendasseln und Pfriemenschwänze.
Moxidectin: Ähnlich wie Ivermectin, jedoch mit längerer Wirkdauer. Es ist besonders effektiv gegen Cyathostominenlarven (kleine Strongyliden).
Fenbendazol: Wirkt gegen kleine und große Strongyliden sowie Pfriemenschwänze. Wird häufig in Kombination mit anderen Wirkstoffen eingesetzt.
Pyrantel: Besonders wirksam gegen Bandwürmer und Strongyliden.
Praziquantel: Ein spezifisches Mittel gegen Bandwürmer.
Eine gezielte Anwendung dieser Wirkstoffe, angepasst an den jeweiligen Wurmbefall des Pferdes, trägt zur erfolgreichen Bekämpfung bei und minimiert das Risiko einer Resistenzentwicklung.
Durchführung der Wurmkur
Die meisten Wurmkuren werden oral in Form von Pasten oder Gels verabreicht. Um die Entwurmung möglichst stressfrei für das Pferd durchzuführen, gibt es einige bewährte Tipps:
Um die richtige Dosis zu verabreichen, ist es wichtig, das Gewicht des Pferdes zu kennen. Eine Über- oder Unterdosierung sollte unbedingt vermieden werden. Wenn Ihr Pferd unsicher oder empfindlich bei der Verabreichung ist, können Sie es langsam an das Verfahren gewöhnen, indem Sie den Applikator regelmäßig im Maul ansetzen, ohne die Wurmkur zu geben.
Nach der Verabreichung sollten Sie den Kopf des Pferdes leicht anheben, damit es die Paste schluckt und nicht wieder ausspuckt. Beobachten Sie das Pferd noch etwas, um sicherzustellen, dass keine Nebenwirkungen wie Durchfall oder Koliken auftreten.
Nebenwirkungen und Risiken von Wurmkuren
Obwohl Wurmkuren in der Regel gut verträglich sind, können in einigen Fällen Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten gehören:
Magen-Darm-Probleme wie Durchfall oder leichte Koliken
Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen können Pferde empfindlich auf bestimmte Wirkstoffe reagieren.
Resistenzentwicklung: Bei unsachgemäßer Anwendung kann es dazu kommen, dass sich resistente Wurmstämme entwickeln. Dies geschieht vor allem bei häufigem und ungezieltem Entwurmen.
Um das Risiko von Resistenzen zu minimieren, ist es wichtig, regelmäßig Kotproben zu nehmen und die Wurmkuren gezielt einzusetzen.
Präventive Maßnahmen zur Verringerung des Wurmbefalls
Neben der Wurmkur gibt es Maßnahmen, die den Wurmbefall verringern und den Entwurmungsaufwand reduzieren können. Entfernen Sie regelmäßig Pferdekot von der Weide, um die Anzahl der Wurmeier auf dem Boden zu reduzieren.
Durch regelmäßiges Wechseln der Weiden können Pferde weniger Wurmlarven aufnehmen. Neue Pferde sollten nach der Ankunft entwurmt und für einige Tage isoliert werden, um einen neuen Wurmbefall der Herde zu vermeiden.
Regelmäßige Reinigung von Boxen und Futterstellen verhindert, dass Pferde beim Fressen Wurmlarven aufnehmen.
Wurmkuren bei besonderen Pferdegruppen
Bestimmte Pferdegruppen benötigen eine spezielle Vorgehensweise bei der Entwurmung:
Fohlen: Fohlen sind besonders anfällig für Spulwürmer. Die erste Wurmkur erfolgt meist im Alter von 6 bis 8 Wochen. Danach ist eine regelmäßige Kontrolle und Entwurmung bis zum Absetzen ratsam.
Senioren und kranke Pferde: Pferde mit geschwächtem Immunsystem sollten engmaschiger auf Parasiten untersucht und gegebenenfalls gezielt entwurmt werden.
Tragende Stuten: Sie sollten kurz vor dem Abfohlen entwurmt werden, um die Übertragung von Wurmeiern auf das Fohlen zu minimieren.
Fazit: Die richtige Wurmkur für ein gesundes Pferd
Wurmkuren sind eine wesentliche Maßnahme, um Pferde vor gesundheitlichen Schäden durch Parasiten zu schützen. Die gezielte Entwurmung basierend auf Kotproben, kombiniert mit einem guten Weidemanagement und regelmäßigen Kontrollen, reduziert das Risiko von Wurmbefall.
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